EM München: Vorschau Teil 2 - Sprint, Hürden, Staffel

© Marc Müller Munich 2022

Von Montag, 15. August bis Sonntag, 21. August 2022 gehen im Münchner Olympiastadion die 25. European Athletics European Championships über die Bühne. Insgesamt werden bei den Leichtathletik Europameisterschaften in München 1.540 Athleten aus 48 Nationen  an den Start gehen (735 Frauen, 805 Männer), wenn es genau 50x um Gold, Silber und Bronze geht. Auch 14 Österreicher/innen sind dabei, heute werfen wir (in alphabetischer Reihenfolge) einen Blick auf die Sprinter, Hürdenläufer und Staffelteilnehmer.

Markus Fuchs (Geb.dat. 14.11.1995) – 100m PB/SB 10,15s

Nach 2016 und 2018 ist es die bereits dritte Teilnahme bei einer EM für den Sprinter. Beim ersten Mal war über 100m im Vorlauf Schluss, in Berlin ereilte den Perchtoldsdorfer über 100m und auch die 200m dieses Schicksal. Nach Trainerwechsel platzte heuer aber der Knoten, nach der ersten Hallen-WM-Teilnahme im März kam auch im Freien ein Leistungssprung, es folgten konstant schelle Zeiten. Seit wenigen Wochen darf sich der Niederösterreicher nun sogar „schnellster Mann Österreichs“ nennen, nie zuvor war jemand schneller als 10,15 Sekunden über die 100m gelaufen. Der 26-Jährige kommt jetzt ins beste Sprinteralter, weitere Steigerungen sind ihm also durchaus zuzutrauen. Am besten schon bei der EM, bei der er aufgrund seiner Position (11) in der bereinigten europäischen Saisonbestenliste schon fix im Semifinale gesetzt ist und sich den Vorlauf erspart.

„Die bisherige Saison verlief sehr zufriedenstellend. Ich konnte schon auf einem hohen Niveau einsteigen und dann bei fast jedem Rennen Zeiten im Bereich von 10,20 abrufen. Das war viel besser als in den vergangenen Jahren, es war auch viel stabiler, damit kann man nur zufrieden sein. Der Zuckerguss war der österreichische Rekord, von dem ich schon sehr lange geträumt habe. Die EM ist aber trotzdem das oberste Ziel für heuer, vor allem macht mich die direkt geschaffte Qualifikation über das hohe Limit sehr stolz. Ich war jetzt noch einmal zehn Tage in Zürich, wo wir ein super Camp absolviert haben, ich fühle mich jetzt ausgezeichnet. Jetzt geht es nur mehr darum richtig scharf zu werden, damit ich nächste Woche ausgeruht an den Start gehen kann. Ich will dort die Leistungen, die ich schon die ganze Saison gezeigt habe, wieder abrufen, das würde mich schon stolz machen. Ich beschwere mich natürlich nicht, dass ich jetzt schon fix im Halbfinale bin, mein erstes Ziel habe ich damit ja schon erreicht. Am Montag nicht um sechs Uhr früh für die Heats aufstehen zu müssen macht auch die Vorbereitung fürs Semifinale am Dienstagabend leichter.“

(C) ÖLV

Magdalena Lindner (Geb.dat. 14.04.2000) – 100m PB 11,33s / SB 11,46s - 4x100m

Die EM-Debütantin erfuhr erst im letzten Moment, dass sie neben der 4x100m-Staffel auch in einer Einzeldisziplin, über 100m, an den Start gehen darf, sie hatte sich als „Nachrückerin“ für den Kurzsprint qualifiziert. Gelangen ihr letztes Jahr in dieser Disziplin noch deutliche Steigerungen, so stotterte der Motor der Niederösterreicherin heuer etwas, lange konnte sie verbesserte Trainingsleistungen nicht in schnelle Zeiten bei Wettkämpfen umsetzen. In der Staffel war die 22-Jährige aber jederzeit eine Bank, sie war bei beiden Rekordläufen in Genf und Stockholm mit von der Partie und eine Leistungsträgerin. Das dürfte bei ihr aber auch einen Knoten gelöst haben, denn danach ging es auch über 100m bergauf. Jetzt gilt es für die Kremserin in München den Kopf frei zu haben und locker drauf los zu sprinten, dann sollten in beiden Disziplinen gute Zeiten möglich sein.

„Es waren heuer sicher genauso viele weniger gute wie gute Läufe mit dabei, daher bin ich nur mäßig zufrieden. Die Tendenz geht aber in den letzten Wochen eindeutig nach oben, ich habe 11,50er-Zeiten jetzt auch wieder bei weniger guten Bedingungen gezeigt, auch technisch ist das jetzt alles viel stabiler. Wir haben uns daheim auf die EM vorbereitet, auch um mit der Staffel noch ein paar Mal trainieren zu können. In München möchte ich das, was ich in den letzten Wochen gezeigt habe, wieder abrufen, eine gute Zeit laufen und zeigen was ich wirklich kann. In der Staffel habe ich jetzt mit Lena (Pressler) die Position getauscht, ich werde jetzt auf 3 statt auf 4 laufen und den Stab von Susanne (Walli) übernehmen. Im Training haben die flüssigen Übergaben schon sehr gut geklappt, wir wollen in München eine fehlerfreie Staffel zeigen und wenn möglich Rekord laufen.“

(C) ÖLV

Johanna Plank (Geb.dat. 30.03.2002) – 4x100m

Die Oberösterreicherin hatte erstmals 2018 mit Bronze bei der U18-EM über die 100m Hürden aufgezeigt und war danach auch beim EYOF und bei der U20-EM jeweils ins Finale gelaufen. Heuer schaffte die erst 20-Jährige auch in der allgemeinen Klasse den Durchbruch und steigerte sich auf ihrer Spezialdisziplin auf 13,40s. Damit einhergehend gab es auch Verbesserungen im Sprintbereich, die zu einer Einberufung in die 4x100m-National-Staffel führten. In Genf war die Linzerin Bestandteil jenes Quartetts, die den österreichischen Rekord zwischenzeitlich auf 44,53s verbessern konnte. Nach einer Erkrankung im Juni läuft es für Plank jetzt wieder richtig gut, die 4x100m in München können kommen.

„Mit den ersten Rennen der Saison war ich sehr zufrieden, ich konnte gleich zu Beginn meine Bestleistung deutlich steigern. Dann wurde ich leider kurz vor dem ersten Staffeleinsatz in Genf krank, das hat mich die folgenden Wochen ziemlich zurückgeworfen. Ich war nicht belastbar und konnte kaum trainieren, erst seit drei Wochen bin ich wieder voll fit, konnte gut trainieren und die Leistung kommt wieder. Wir hatten jetzt noch zwei Staffeltrainings in St. Pölten und Linz, das sollte in Richtung München gut passen. Im Training haben wir vor allem an meiner Schnelligkeit gearbeitet und den Trainingsplan auf den Staffelstart ausgerichtet. Unser Ziel in der Staffel ist es zu zeigen, wie schnell wir wirklich laufen können. Wenn die Übergaben gut funktionieren ist sicher der Rekord möglich. Die Entscheidung, wer in der Staffel antritt, trifft der Nationaltrainer vor Ort, es wäre für mich eine große Ehre, wenn ich in München laufen könnte.“

 (C) ÖLV

Lena Pressler (Geb.dat. 15.01.2001) – 400m Hürden PB/SB 56,73s - 4x100m

Auch die Niederösterreicherin eine U18-EM-Bronzemedaille aus Györ (2018) in ihren Palmares stehen. Heuer ist sie aber auch bei den „Erwachsenen“ explodiert und hat gleich in ihrem ersten Rennen über die 400m Hürden den österreichischen Uralt-Rekord auf dieser Strecke verbessert. Als es danach in einer ähnlichen Tonart weiterging, wurde eine EM-Teilnahme immer wahrscheinlicher. Die 21-Jährige konnte sich über die ganze Saison in diesem Leistungsbereich stabilisieren und auch im Sprintbereich neue persönliche Bestleistungen aufstellen. Zusätzlich zählt sie auch zur Stammbesetzung der 4x100m-Staffel, die es zur EM geschafft hat.

„Es war für mich eine überraschend starke Saison, ich bin damit sehr, sehr zufrieden. Den Rekord hätte ich mir so früh noch nicht zugetraut. Ich war dann immer so an der Grenze im Qualifikations-Ranking, daher musste ich viele Rennen laufen um Punkte zu sammeln. Die Qualifikation war jetzt schon einmal ein großer Schritt für mich. Da ich im hinteren Teil des Feldes gereiht bin, ist ein Aufstieg nicht sehr realistisch, aber ich werde alles geben und möchte wieder an meine Bestleistung herankommen.“

 (C) ÖLV

Niklas Strohmayer-Dangl (Geb.dat. 26.03.2002) – 400m Hürden PB/SB 50,62s

Der Shooting-Star der heurigen Leichtathletik-Saison kommt aus dem Burgenland und läuft 400m Hürden. Noch vor einem Jahr hatte niemand den erst 20-Jährigen Quereinsteiger, der erst in der coronabedingten Fußballpause 2020 vom grünen Rasen auf die Laufbahn wechselte, auf der EM-Rechnung. Doch der 20-Jährige krönte sich schon im Winter über 400m zum Hallen-Staatsmeister und deutete so sein Potential an. Im Freien folgte dann eine Bestleistung nach der anderen, gleich vier Mal blieb er in seiner Spezialdisziplin unter der 51-Sekunden-Grenze, schob sich auf Rang 4 in der ewigen österreichischen Bestenliste vor und krönte sich nebenbei zum Balkan-Meister. Erst vor wenigen Tagen sorgte die neue PB des Neufelders über 400m für Aufsehen, nach der in München eine weitere Steigerung über die 400m Hürden möglich scheint.

„Vom letzten auf dieses Jahr ist mir ein enormer Leistungssprung gelungen, damit kann ich nur zufrieden sein. Es macht mich vor allem stolz dieses Niveau auch gehalten zu haben, diese Konstanz hat mich dann auch zur EM gebracht. Da ich wegen der Quali-Punkte bis zum Limitschluss Rennen laufen musste, ist die direkte EM-Vorbereitung etwas kurz geraten. Wir konnten jetzt aber eine gute Woche im Olympiastützpunkt in Neubrandenburg in Deutschland trainieren und haben das Camp sehr gut gestalten können. Das Ende der Belastungsphase war der 400er in Andorf, und an der Zeit sieht man, dass die Form sehr gut passt. Jetzt ist es wichtig die Form und den Fokus aufrecht zu erhalten, in München will ich dann noch einmal angreifen und eine neue Bestleistung laufen.“

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Susanne Walli (Geb.dat. 05.05.1996) – 200m PB/SB 23,10s - 400m PB 51,52 (2021) / SB 52,13s - 4x100m

Erst Olympia, dann WM, dann EM – die Oberösterreicherin geht den umgekehrten Weg vieler andere Athleten und feiert schon wieder ein Debüt. Bei der letzten EM 2018 hatte sie das Limit über 400m noch hauchdünn um 4/100s verfehlt, diesmal war mit der Semifinalzeit von Tokio 2021 schon früh der Start in München fixiert. Auch vor wenigen Wochen schaffte es die 26-Jährige nun auch bei der WM in die nächste Runde, das sollte jetzt auch bei der EM möglich sein. Ein Finaleinzug über diese Distanz scheint aber sehr schwierig zu sein, hier legen der Aufstiegsmodus und der Zeitplan große Stolpersteine in den Weg. Die Top-12 der Saisonbestenliste haben in den Vorläufen ein Freilos und steigen nur 14 Stunden nach den Heats ausgeruht direkt ins Semifinale ein, gerade über 400m ein nicht zu unterschätzender Vorteil jenen gegenüber, die diese Distanz schon einmal in den Beinen haben. Die Linzerin hat danach auch noch zwei weitere Disziplinen auf dem Programm stehen, sie ist erstmals auch über 200m mit dabei und läuft in der 4x100m-Staffel die wichtige Position 2.

„Mein erstes Ziel heuer war die Qualifikation für die WM, mit dem dortigen Semifinale ist meine Saison schon sehr gut verlaufen. Für die EM läuft alles nach Plan, ich habe geschaut, dass ich daheim nach der doch sehr anstrengenden WM wieder gut regeneriere und bin mit meiner aktuellen Form sehr zufrieden. In München will ich über 400m wieder mit einem guten Lauf ins Semifinale aufsteigen, ob noch mehr geht wird man sehen, das System ist jenen gegenüber, die schon in den Vorläufen starten müssen, etwas unfair. Über 200m habe ich keine konkrete Zielsetzung, es geht darum einmal in einem internationalen Feld eine gute Zeit zu laufen. In der Staffel wollen wir gut durchkommen und wenn möglich sogar den Rekord brechen.“

(C) ÖLV

Viktoria Willhuber (Geb.dat. 11.02.2001) – 4x100m

Auch für die Steirerin ist es ein Debüt bei einer EM in der Allgemeinen Klasse. War sie bislang vor allem über 100m Hürden und 400m Hürden unterwegs, so verlegte sie sich heuer auf die Sprintdistanzen. Und der 21-Jährigen ging in dieser Saison richtig der Knopf auf, sie konnte ihre PBs über 100m und 200m gleich mehrfach nach unten drücken. Somit wurde sie auch ein wichtiger Bestandteil der 4x100m-Nationalstaffel, die Ende Juni in Stockholm den aktuellen Rekord aufstellte und sich für die EM qualifizierte.

„Es ist heuer im Bereich der Schnelligkeit sehr viel weitergegangen und ich konnte gleich mehrere U23-Landesrekorde aufstellen. Das bisherige Highlight war natürlich der Staffelrekord beim Diamond-League-Meeting in Schweden, das war richtig atemberaubend. Ich habe jetzt gezielt auf die EM hin weitertrainiert, vor allem im Kraft- und Schnelligkeitsbereich. Auch Staffeltrainings standen noch einige auf dem Programm, damit es in München sehr gut funktioniert. Bei der EM ist ein neuer Rekord unser Ziel, ich bin sicher, dass es vor dem tollen Publikum möglich ist, wenn die Übergaben super funktionieren. Die Vorfreude ist schon groß, ich werde die Atmosphäre dort richtig inhalieren und als Motivation für die nächsten Jahre nützen.“

(C) ÖLV

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12/08/22 16:21, Text: Georg Franschitz

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