EM-Silber für Andrea Mayr im Uphill-Rennen

© ÖLV / Helmut Schmuck

Mit ihrer Silbermedaille sorgte Andrea Mayr (SVS Leichtathletik) für einen erfolgreichen Auftakt aus rot-weiß-roter Sicht in die dreitägigen Off-Road Europameisterschaften in El Paso auf der kanarischen Insel La Palma. Die Oberösterreicherin musste sich im Uphill-Bewerb über die Distanz von 8,9 Kilometern und 997 Höhenmetern lediglich der Schweizerin Maude Mathys geschlagen geben und wurde wie zuletzt auch 2019 Zweite. Im Männerrennen verpassten die beiden österreichischen Teilnehmer Manuel und Hans-Peter Innerhofer (LC Oberpinzgau) die Spitzenplätze und zogen auf unterschiedliche Weise Bilanz. Während Hans-Peter mit Platz 15 zufrieden war, fiel Manuel nach offensivem Beginn aus dem Spitzenfeld.

Überglücklich beendete Andrea Mayr einen abwechslungsreichen Wettkampf und feierte ihren neunten Medaillengewinn bei Berglauf-Europameisterschaften, neben vier Goldenen kam heute die dritte Silberne dazu – 18 Jahre nach ihrem ersten EM-Medaillengewinn in dieser Teildisziplin des Laufsports. „Ich bin fast 43 Jahre alt, habe im letzten Jahr durchschnittlich 54 Stunden pro Woche im Krankenhaus gearbeitet und bin hier gegen die besten Bergläuferinnen Europas angetreten, die Vollprofis und wesentlich jünger sind. Es gibt enorm viele Gründe, heute stolz auf mich und meine Leistung zu sein“, strahlte die Oberösterreicherin. Sie demonstrierte, auch nach der Pandemie bedingten Pause von internationalen Berglauf-Meisterschaften, weiter der Weltspitze im Berglauf anzugehören. Die Voraussetzung dafür sind enorme Disziplin im Trainingsalltag, die Emotionen beim Laufen sowohl im Training als auch im Wettkampf und die generelle Freude am Laufsport, betonte die 15-fache Staatsmeisterin alleine im Berglauf.

Emotionale Aufholjagd im Mittelteil des Rennens

Einzig die Schweizerin Maude Mathys absolvierte die 8,9 Kilometer lange Strecke von El Paso hinauf auf den Pico Bejenado mit einer Höhendifferenz von fast 1.000 Metern in einer Zeit von 51:41 Minuten schneller als die Österreicherin, die nach 52:15 Minuten die Ziellinie überquerte und erste Gratulantin ihrer Dauerrivalin war, die zum vierten Mal Europameisterin wurde. Auf den steileren Passagen konnte Mayr gut mit ihrer Gegnerin mithalten. Im Mittelteil holte die vierfache Berglauf-Europameisterin und sechsfache Berglauf-Weltmeisterin kräftig auf, nachdem sie in der Anfangsphase mit hügeligem Gelände zwischenzeitlich auf Position sieben gelegen war. „In dieser Phase, als ich Boden gut machen und einige Kontrahentinnen überholen konnte, haben mich die Emotionen getragen“, erzählte Mayr. Zu Rennmitte überholte sie die lange Zeit führende Britin Scout Adkin und schaffte den Anschluss an Mathys, die im folgenden, weniger steilen Abschnitt jedoch vorentscheidend davonzog. ÖLV-Berglauf-Referent Helmut Schmuck, der die ÖLV-Delegation in Spanien leitet und selbst zweimal Berglauf-Europameister war, ist voll des Lobes über Mayr: „Andrea wird im Herbst 43. Wie gut sie sich im Wettkampf mit jüngeren Profisportlerinnen schlägt, ist absolut beeindruckend.“

Die Bedingungen mit Temperaturen um die 20°C. zu Wettkampfstart um 10:30 Uhr Ortszeit und leicht auffrischendem Wind vom Atlantik waren für das Laufen ideal. Die Strecke auf der grünsten der Kanarischen Inseln, die besonders im Schlussteil Schatten von dichten Kiefernwäldern bot, präsentierte sich staubig-trocken und steinig, aber mit abwechslungsreichem Gelände – insgesamt ein anspruchsvoller Kurs für die besten Bergläuferinnen und Bergläufer Europas.

„Nicht mein Tag“

Der Männer-Bewerb begann viel versprechend. Manuel Innerhofer, vor drei Jahren in Zermatt EM-Sechster, ebenfalls bei einem Uphill-Rennen, fühlte sich nach dem Einlaufen stark und startete voller Motivation in den Wettkampf. Am Ende des ersten Streckenteils mit breiteren Wegen setzte sich der Pinzgauer in den Windschatten des Italieners Cesare Maestri, der einen ersten und entscheidenden Vorstoß machte. Während Maestri seine Position nicht wieder hergab und im Alleingang den sechsten italienischen Sieg bei den letzten acht Europameisterschaften fixierte, musste Innerhofer mit auftretendem Seitenstechen sein Tempo reduzieren. „Ich habe nie Seitenstechen“, klagte er nach dem Rennen, „komisch! Es war heute einfach doch nicht mein Tag…“

Mit Blick auf Sonntag lief er mit Reserven auf Platz 20 ins Ziel, deutlich hinter seinen Ambitionen. Für die Brüder geht es am Sonntag mit Start um 9:45 Uhr mitteleuropäischer Zeit gemeinsam mit Markus Hartinger (LTV Köflach) in den 17,6 Kilometer langen Up&Down-Bewerb, bei dem Österreich auch eine gute Platzierung in der Nationenwertung anstrebt.

Missglückte Anreise

Die ersten schlechten Nachrichten haben die Innerhofer-Zwillinge bereits am gestrigen Tag zur Kenntnis nehmen müssen. Aufgrund eines technischen Defekts verzögerte sich der Weiterflug von Madrid auf die Kanaren, so dass die beiden insgesamt fast acht Stunden auf ihren Sitzen im Flugzeug verbrachten. Durch die Verzögerung fielen die Streckenbesichtigung und eine Laufrunde ins Wasser. „Die Strecke nicht zu kennen, ist im Berglauf ein gewaltiger Nachteil“, betonte Hans-Peter. Schließlich sei jede Berglauf-Strecke in ihrer Charakteristik eigen, wodurch sich ein Erfahrungsnachteil gegenüber der Konkurrenz ergab. Mit seinem Wettkampf war der 26-Jährige nicht unzufrieden: „Wenn mir vorher jemand den 15. Platz prognostiziert hätte, hätte ich das genommen.“ Dennoch bleibt der Wermutstropfen: „Wäre der gestrige Tag nicht so zäh gewesen, hätte ich heute vielleicht in die Top-Ten laufen können.“ Denn muskulär habe sich der Wettkampf hervorragend angefühlt, die Bedingungen waren optimal, nur leichte Schwierigkeiten mit dem Magen störten etwas. Die Nahrungsaufnahme war am gestrigen Reisetag ebenfalls eine Herausforderung.


Die Goldmedaille im 8,9 Kilometer langen Bewerb mit einer Höhendifferenz von 997 Metern zwischen dem Start in El Paso und der Ziellinie fast am Grat des Pico Bejenado auf einer Meereshöhe von 1.580 Metern, wo der Veranstalter einen richtig engen Zielraum zur Verfügung hatte, ging an den Italiener Cesare Maestri. In einer Zeit von 44:48 Minuten ließ er den Schweizer Dominik Rolli (45:19) und den Spanier Daniel Osanz (45:26) hinter sich. Hans-Peter Innerhofer erreichte das Ziel in einer Zeit von 47:20 Minuten, sein Bruder 69 Sekunden und fünf Positionen später.

Die Titel in den 5,3 Kilometer langen Juniorenbewerben mit einer Höhendifferenz von 788 Metern gingen an den Deutschen Lukas Ehrle (30:14 Minuten) und die Norwegerin Ida Waldal (37:02 Minuten).


Medaillengewinnerinnen und Medaillengewinner der Uphill-Bewerbe, Berglauf-EM 2022


Frauen

Gold: Maude Mathys (SUI) 51:41 Minuten
Silber: Andrea Mayr (AUT) 52:15 Minuten
Bronze: Christel Dewalle (FRA) 52:32 Minuten


Männer

Gold: Cesare Maestri (ITA) 44:48 Minuten
Silber: Dominik Rolli (SUI) 45:19 Minuten
Bronze: Daniel Osanz (ESP) 45:26 Minuten

15. Hans-Peter Innerhofer (AUT) 47:20 Minuten
20. Manuel Innerhofer (AUT) 48:29 Minuten


U20, Mädchen

Gold: Ida Waldal (NOR) 37:02 Minuten
Silber: Axelle Vicari (ITA) 37:30 Minuten
Bronze: Charlotte Rawstron (GBR) 38:57 Minuten


U20, Burschen

Gold: Lukas Ehrle (GER) 30:14 Minuten
Silber: Jan Torrella (ESP) 32:07 Minuten
Bronze: Marcos Villamuera (ESP) 32:23 Minuten


Alle Ergebnisse

Website des Ausrichters

Website von European Athletics

01/07/22 16:07, Text: Thomas Kofler


zurück