Halbmarathon-Staatsmeisterschaften: Spannende Duelle in Salzburg

© EVN Windpark Run Tattendorf

Große Spannung versprechen die ÖLV-Staatsmeisterschaften im Halbmarathon am kommenden Sonntag im Rahmen des Jedermannlauf in Salzburg. Bei den Frauen kommt es zum neuerlichen Duell zwischen Sandrina Illes (Union St. Pölten) und Julia Mayer (DSG Wien) um die Goldmedaille. Bei den Männern duellieren sich die beiden Marathonläufer Lemawork Ketema (SVS Leichtathletik) und Valentin Pfeil (LAC Amateure Steyr) um den Titel.

Mayers Chance zur Revanche

Nach dem Duell der beiden im Rahmen der Österreichischen Meisterschaften im 10km-Straßenlauf in Tattendorf vor zwei Wochen mit dem für die Siegerin überraschenden Ausgang kommt es im Rahmen der Staatsmeisterschaften im Halbmarathon zur Neuauflage im Kampf um den Sieg zwischen Sandrina Illes und Julia Mayer. Nach ihrer Goldmedaille über zehn Kilometer sieht sich Illes aber nicht in der Favoritenrolle, obwohl sie 2016 beim Jedermannlauf, damals unerwartet, und 2017 in Graz jeweils den Staatsmeistertitel im Halbmarathon gewinnen konnte. Sie sieht sich aufgrund einer Verletzung an der Fußsohle im Sommer, die keine spezifische Halbmarathon-Vorbereitung erlaubte, im Nachteil, gibt sich aber kämpferisch: „Ich hoffe auf die Silbermedaille. Aber wer weiß, vielleicht läuft es wieder überraschend gut. Ich versuche auf jeden Fall das Beste draus zu machen.“ Mayer will die Favoritenrolle nach dem verlorenen Duell vor zwei Wochen nicht annehmen und vermutet Illes nach deren starker Leistung bei den Berglauf-Staatsmeisterschaften am vergangenen Sonntag (Silber hinter Abo-Champion Andrea Mayr) in starker Form. Sie freut sich auf die Herausforderung, denn „egal welche Distanz auf dem Programm steht, die Duelle mit Sandrina sind immer sehr spannend. Meistens ist es ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen uns“, so die 27-jährige Wienerin, die in ihren zweiten Halbmarathon geht. Die fünf Jahre ältere Illes freut sich besonders darauf, dass es einen eigenen Start für Frauen gibt und sich dadurch ein reines Frauenrennen ergibt. „Wenn das eine Maßnahme ist, die Corona überdauert, dann wäre mir das sehr recht. Das lenkt die Aufmerksamkeit stärker auch auf uns“, betont sie. Der Startschuss fällt um 8:45 Uhr bei prognostizierten, idealen Lauftemperaturen und freundlichem Wetter.

Wichtiger Formtest für Ketema und Pfeil

Bereits eine Viertelstunde früher laufen die Männer los. Der Kampf um Edelmetall wird ein herausfordernder, denn das Rennen ist stark besetzt. In der leichten Favoritenrolle befindet sich Lemawork Ketema, der schon seit längerer Zeit mit der Verbesserung seiner Halbmarathon-Bestleistung von 1:03:55 Stunden liebäugelt und sich zuletzt in St. Moritz auf die kommenden Aufgaben vorbereitet hat. Der 34-Jährige strebt nicht nur seinen dritten Staatsmeistertitel in dieser Disziplin an – nach seinen Siegen 2017 und 2018 musste er sich im vergangenen Jahr dem Salzburger Peter Herzog beugen, der am Sonntag nicht einmal zwei Stunden nach der Entscheidung in Salzburg beim London Marathon an den Start gehen wird. Ketema vertritt Österreich in zwei Wochen bei den Halbmarathon-Weltmeisterschaften im polnischen Gdynia. Die Trainingsleistungen im berühmten Trainingsort für Ausdauersportler im Engadin lassen auf eine gute sportliche Verfassung des gebürtigen Äthiopiers schließen.

Valentin Pfeil ist bereits dreifacher Staatsmeister im Halbmarathon, die beiden letzten Titel hat er 2014 und 2016 jeweils beim Jedermannlauf in Salzburg gewonnen. „Man kommt immer gerne an Orte mit tollen Erinnerungen zurück und der Jedermannlauf gehört für mich definitiv dazu. Nicht nur, dass ich ihn zweimal gewinnen konnte: Ich bin jeweils für meine damalige Form auch sehr gut gelaufen“, erinnert er sich. Positive Emotionen könnten ihm im Kampf um den Staatsmeistertitel behilflich sein, denn nach seiner Fersen-OP im Frühling und der langen Reha, die er größtenteils am Olympiazentrum in Linz absolvierte, geht er mit einigen offenen Fragen ins Rennen. „Der Jedermannlauf ist ein erster, wichtiger Test für mich – eine erste Wettkampfbelastung auch für meinen Fuß. Daher steht für mich im Vordergrund, ein positives Wettkampferlebnis zu haben“, erklärt er. Optimistisch stimmt ihn, dass er zuletzt knapp drei Wochen in der Höhe der Schweizer Alpen ein systematisch gutes Training absolvieren konnte und wöchentlich erfreuliche Fortschritte erkannte. „Jetzt bin ich am Punkt angekommen, wo es sinnvoll ist, einen Wettkampf zu laufen“, so der Oberösterreicher. Auch wenn sowohl Ketema als auch Pfeil zuletzt in St. Moritz verweilten, trainiert haben sie dort wenig gemeinsam. Eine Gemeinsamkeit ist, dass beide Anfang Dezember den Valencia Marathon bestreiten werden, genauso wie die in Salzburg abwesenden Timon Theuer (DSG Wien) und Christian Steinhammer (ULC Riverside Mödling), die sich auf einen Start bei der Halbmarathon-WM am 17. Oktober vorbereiten.

Der Kampf um die Bronzemedaillen könnte in beiden Rennen offen sein. Bei den Männern bewerben sich der frisch gebackene Staatsmeister im Berglauf, Manuel Innerhofer (LC Oberpinzgau), Mario Bauernfeind (KUS ÖBV Pro Team), Stephan Listabarth (DSG Wien) und Isaac Toroitich Kosgei (TGW Zehnkampf Union) dafür. Bei den Frauen gibt es eine größere Gruppe von Läuferinnen mit persönlichen Bestleistungen im Bereich zwischen 1:23 und 1:27 Stunden, die für einen Medaillengewinn in Frage kommt.

Neue Jedermannlauf-Strecke

Bereits zum dritten Mal in den letzten sieben Jahren ist der Jedermannlauf in Salzburg Ausrichter der ÖLV-Staatsmeisterschaften im Halbmarathon. Dennoch ist dieses Mal aufgrund der aktuell gültigen COVID-19-Maßnahmen für Veranstaltungen alles anders als noch 2014 und 2016. Aufgrund der Reduzierung der Starterfelder und für die bessere Umsetzung der strikten Sicherheitsabstände und angemessenen Verhaltensregeln hat sich Veranstalter Johannes Langer recht kurzfristig entschieden, den Eventbereich in den weitläufigen Volksgarten zu verlegen und eine neue Strecke zu wählen, die rechtzeitig nach den Regeln der AIMS und World Athletics vermessen wurde. Gelaufen wird entlang der beiden Salzachufer, die Strecke führt zweimal durch das Zentrum der Mozartstadt. Lange gerade Abschnitte und die größtenteils sehr flache Strecke dürften gute Laufleistungen erlauben. „Es ist uns eminent wichtig, dass der Jedermannlauf 2020 stattfinden kann. Daher haben wir uns im Vorfeld sehr bemüht, die Veranstaltung in ein Sicherheits- und Hygienekonzept zu gießen, damit Laufsport in dieser besonderen Gesundheitssituation auf einem sehr verantwortungsvollen Niveau stattfinden kann“, unterstreicht Langer. Nach den beiden Staatsmeisterschaftsrennen, die zeitlich getrennt starten, geht der Jedermannlauf Halbmarathon für maximal 100 Freizeitläuferinnen und Freizeitläufer mit Einzelstarts über die Bühne. Der Event findet ohne Publikum statt, außerdem sind keine klassischen Siegerehrungen vorgesehen, um Menschenansammlungen zu vermeiden.


Website des Veranstalters

Alle Informationen zum Sicherheits- und Hygienekonzept des Jedermannlauf und den strikten Verhaltensregeln im Eventgelände im Volksgarten sind in diesem Dokument einsehbar. Der ÖLV empfiehlt allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern an den Staatsmeisterschaften im Halbmarathon und allen Begleitpersonen, Betreuern und Trainern ein genaues Durchlesen!

01/10/20 22:31, Text: Thomas Kofler


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