Beschlüsse des European Athletics Kongresses

European Athletics Congress in Prag (C) ÖLV

Der Kongress, das höchste Gremium des Europäischen Leichtathletik-Verbands, traf abseits der Wahl auch weitere interessante Beschlüsse. Österreichs Vertreter in Prag (CZE) waren Präsidentin Sonja Spendelhofer, Generalsekretär Helmut Baudis und die ÖLV-Kandidatin für die IAAF-Wahl im Herbst Valentina Fedjuschina.

Das Ergebnis der Wahl zum Council und alle Hintergrundinformationen dazu, sind einem separaten Beitrag zu entnehmen.

Aus des Mehrkampf-Europacups

Der Mehrkampf-Europacup, der im letzten Jahrzehnt sinkende Beliebtheit hatte, und von immer mehr Ländern, wie auch Deutschland und Österreich, seit Jahren nicht mehr vollständig beschickt wurde, fand heute sein Ende. 40 Nationen (auch AUT) folgten dem Antrag des Councils auf Abschaffung, nur acht Nationen (BLR, ESP, GBR, GRE, ISL, ISR, POR, SUI) sprachen sich für eine Fortführung aus. Somit steigt im heurigen Sommer die letzte Auflage dieses Bewerbs – ohne österreichischer Beteiligung.

Gehen und Off-Road

Die Umbenennung des Geher-Europacups auf „European Race Walking Team Championships“ erfolgte einstimmig, ebenso wie die Einführung der neuen „European Athletics Off-Road Championships“ ab 2021, die eine dreitägige EM im Zwei-Jahres-Rhythmus, mit Berglauf- und Trailbewerben vorsieht. Die bisherigen Berglauf-Europameisterschaften gehen darin auf. Angesprochen wurde auch, dass auf IAAF-Ebene eine ebensolche Meisterschaft vor der Einführung steht, die dann in den Zwischenjahren stattfinden soll.

Rückwirkend wurde auch die Aufnahme des 50km Gehens der Frauen als EM-Bewerb beschlossen. Nach dem die IAAF relativ spontan diesen Bewerb ins WM-Programm für London 2017 aufnahm, musste European Athletics in Berlin 2018 mit einer "ex presidio"-Entscheidung nachziehen. Der formale Beschluss, den nur der Kongress treffen kann, erfolgte heute – übrigens mit einer Gegenstimme (EST).

Beschluss des Finanzplans 2020-2023

Ein wichtiger Tagesordnungspunkt war heute auch die Vorstellung und anschließende Beschlussfassung des Haushaltsplans für die kommenden vier Jahre, die Gesamteinnahmen über diesen vierjährigen Zeitraum von 54,2 Millionen Schweizer Franken und Ausgaben von 55,1 Millionen Schweizer Franken vorsehen. Größte Einnahmequelle ist der Vertrag mit der European Broadcasting Union (EBU), vielen besser unter dem Namen Eurovision bekannt, der ziemlich genau zwei Drittel der Einnahmen einbringt. Ausgabenseitig sind die Kosten für die diversen Europameisterschaften und Europacups mit ca. 24% und die Kosten für die Mitarbeiter mit ebenfalls rund 24% die höchsten Positionen. Positiv ist, dass durch die Errichtung des eigenen Bürogebäudes in Lausanne (SUI), welches nun teilweise vermietet werden kann, neue Einnahmen in der Höhe von 160.000 CHF lukriert werden können.

Fortschritt bei Gender Equality

Ähnlich wie beim Welt-Leichtathletikverband ist im Europäischen Leichtathletik-Verband das Thema der gleichstarken Einbindung beider Geschlechter in den Diskussions- und Entscheidungsprozessen sehr wichtig. Die Leichtathletik möchte hier auch für andere internationale Verbände Vorbild sein. Daher wurde heute eine Statutenänderung beschlossen, welche die Mindestquoten beider Geschlechter für den nächsten Wahlkongress 2023 weiter steigert. Details sind in unserem Beitrag über die Wahl nachzulesen.

Integrität der Kandidatinnen und Kandidaten sicherstellen

Um die Integrität der zur Wahl für das Council bzw. die Kommissionen stehenden Personen besser überprüfen zu können, wurden heute zwei Anträge angenommen, die diesen Prozess in Zukunft gemäß § 17.6 der Satzungen sicherstellen sollen. Das Council erhielt den Auftrag des Kongresses ein unabhängiges Gremium einzurichten und Arbeitsweisen zur Evaluierung und (laufenden) Kontrolle der Kandidatinnen und Kandidaten zu erstellen und diese beim Kongress 2021 in Lausanne (SUI) zur Beschlussfassung vorzulegen.

Die Skandale der Vergangenheit, die sich vor allem in der IAAF zugetragen haben - die Korruption, Stimmenkauf, Dopingvertuschung, Erpressung und Betrug der führenden Funktionäre und ihrer Clans zum Vorschein brachten - beschäftigten ja nach wie vor die Gerichte in mehreren Ländern.

12/04/19 21:07, Text: Helmut Baudis

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