Vorschau: WM Doha - Teil 2 - Wurf & Marathon

(C) Doha 2019

Von Freitag, 27. September bis Sonntag, 6. Oktober 2019 gehen im Khalifa Stadium in Doha / QAT die 17. IAAF Leichtathletik Weltmeisterschaften über die Bühne.

Der ÖLV entsendet 6 Athleten nach Doha, nachfolgend stellen wir im 2. Teil unserer Vorschau die beiden heimischen Werfer und den Marathonläufer vor.

Lukas Weißhaidinger – Diskuswurf (Geb.dat. 20.02.1992) – PB 68,98m (2018) / SB 68,14m

Es war das bislang erfolgreichste Jahr des starken Oberösterreichers. Serienweise Podestplätze bei Diamond-League-Meetings, Platz 2 beim Finale in Brüssel, der Sieg beim Kontinental-Vergleichskampf Europa-USA und gleich 19 (!!) Würfe über die Qualifikationsweite von 65m, der Innviertler zeigte eine nie gesehene Konstanz auf höchstem Niveau. Mit Position 3 in der aktuellen Weltrangliste zählt der 27-Jährige jetzt erstmals eindeutig zu den Medaillenkandidaten bei einer WM. Bei der EM in Berlin hat er mit Bronze bewiesen, dass er auch in großen Wettkämpfen die Nerven behalten kann. Der gesamte Aufbau in Richtung Doha verlief für Lukas Weißhaidinger wie geplant und ohne Verletzungen, was sicher auch den in den letzten Jahren stetig verbesserten medizinischen Regenerationsmaßnahmen geschuldet ist. Seine beiden bisherigen WM-Auftritte beendete Lukas Weißhaidinger als 20. (2015) und 9. (2017).

„Bislang ist meine Saison überragend verlaufen. Nach der Medaille in Berlin war es natürlich nicht sicher, wohin man sich noch steigern kann, aber es hat bisher alles geklappt. Ich hatte heuer keinen einzigen Wettkampf wo ich mich nachher fragen musste: was war das jetzt? Die Trainings- und Wettkampfperioden sind genauso verlaufen wie geplant, das war eine hohe Kunst, wie Gregor das hinbekommen hat. Wichtig waren da auch die Regenerationsmaßnahmen, die wir in großem Umfang anwenden können und ich daher völlig verletzungsfrei blieb.

Es ist natürlich nicht leicht nach dem Sommer noch einen zweiten Aufbau gut hinzubringen, aber The Match war ja dann überragend, und wenn ich es in Doha noch einmal so machen könnte, wäre ich super zufrieden. Erst muss ich dort aber die Quali schaffen, das steht noch zwischen mir und dem Finale. Es wird sicher ein harter Kampf um die Medaillen, ich weiß, dass ich ein Kandidat dafür bin. Ich erwarte mir um die sieben bis acht Werfer, die vorne mitmischen werden, es wird sicher ein harter Kampf. Diesen nehme ich aber gerne an, ich bin super vorbereitet.“

Trainer Gregor Högler: „Wir hatten die Saison für uns gedrittelt, mit jeweils fünf Wettkämpfen. Es war sehr schwierig die Form in den Herbst zu verschieben, aber wie wir bei den letzten Wettkämpfen gesehen haben, ist uns das gelungen. Jetzt geht es darum, dass Lukas dem Druck mental standhält und mit der Technik, die er in Minsk gezeigt hat, auch in Doha wirft. Wir haben auch gut Kondition nachgetankt, die Kraft wird ihm am Ende der Saison also auch nicht ausgehen. Am meisten freut mich aber, dass wir technisch am höchsten Niveau sind, das Lukas je hatte. Auf Gold gibt es sicher mit Stahl und Dacres zwei Top-Favoriten, dahinter gibt es dann eine Jägergruppe von fünf bis sechs Werfern mit Chancen auf Bronze, und Luki ist sicher einer der besseren davon.“

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Victoria Hudson – Speerwurf (Geb.dat. 28.05.1996) – PB/SB 59,98m

Speerwerferin Victoria Hudson ist bei ihrer ersten WM-Teilnahme mit ihren 23 Jahren das „Teamküken“. Bereits im Frühjahr steigerte sie sie ihre PB auf knapp 60 Meter und hatte noch viele weitere Wettkämpfe, wo sie nahe an diese Marke herankam. Internationale Erfahrung konnte sie bei der Universiade in Neapel/ITA sammeln, wo sie im Finale den tollen 7. Rang belegte. Die emotionale Achterbahnfahrt im Zuge des IAAF-Nominierungsprozesses war für die junge Niederösterreicherin sicher nicht einfach, mit ihrer Unbekümmertheit kann sie in Doha aber nur überraschen.

„Die Stabilität, die ich heuer mit vielen Wettkämpfen jenseits der 55 Meter hatte, gibt mir viel Sicherheit. Durch die Schulterverletzung letztes Jahr fehlen mir sehr viele Würfe, trotzdem ist heuer sehr viel weitergegangen und ich bin mit meiner Entwicklung sehr zufrieden. Klar gibt’s bei meiner Technik noch viel Entwicklungspotential, aber da vertraue ich voll auf meine Trainerin. Die Vorbereitung auf die WM war nicht einfach, weil die Saison durch den frühen Beginn im März schon sehr lange war und ich deshalb nach den vielen intensiven Wettkämpfen im August dann einen Leistungsabfall hatte. Da die Chance auf die WM aber noch lebte, begann ich dann wieder mit dem Training und entwickelte wieder ein sehr gutes Gefühl für den Speer. Wir haben uns auch auf spezielles Krafttraining konzentrieren können, was während der Wettkampfsaison sowieso immer zu kurz kommt. Mein großes Saisonziel war bei der WM dabei zu sein, nach dem kompletten Ausfall der Saison 2018 konnte ich mir kein höheres Ziel setzen. Es geschafft zu haben ist jetzt natürlich ein toller Saisonabschluss. In Doha möchte ich fokussiert bleiben, mich auf mich konzentrieren und mein gutes Wurfgefühl umsetzen. Ich weiß, dass ich körperlich gut drauf bin und hoffe, in den hohen 50ern werfen zu können. Bei der WM dabei zu sein gibt mir jedenfalls schon jetzt viel Motivation für die Zukunft.“

Trainerin Elisabeth Eberl: „Ich bin sehr zufrieden mit der Saison von Vicky, es waren viele sehr gute Wettkämpfe dabei. Der Durchschnitt der besten fünf Wettkämpfe lag über 58m. Der große Ausreißer nach oben war heuer bis jetzt nicht dabei, aber stabile Würfe sind die beste Voraussetzung dafür. Im Athletik-Bereich hat sie bereits tolle Werte und kann mit Weltklasse-Werferinnen mithalten, im technischen Bereich sehe ich noch viel Potential. Nach der Team EM Anfang August erfolgte eine einwöchige Pause. Die letzte Trainingswoche war natürlich suboptimal, da wir die Hoffnung auf die WM eigentlich schon aufgegeben hatten. Aber eine Stunde nach der Nominierung stand Vicky bereits wieder mit dem Speer auf dem Trainingsgelände in der Südstadt. Auch diese Einheit verlief gut und sie ist bereit für ihren ersten WM Auftritt. Grundsätzlich sehe ich die WM als tolle internationale Erfahrung. Sie ist gut vorbereitet und kann, wenn die Tagesverfassung passt und sie die Nervosität unter Kontrolle hat, bestimmt im Bereich der hohen 50er werfen. Ich freue mich auf jeden Fall, dass Vicky jetzt bei ihrer ersten großen internationalen Meisterschaft in der Allgemeinen Klasse dabei sein kann."

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Lemawork Ketema – Marathon (Geb.dat. 25.10.1985) – PB/SB 2:10:44 Std.

Dass der gebürtige Äthiopier hitzefest ist, hat er schon letztes Jahr bei der EM in Berlin bewiesen, als er im Marathon lange an der Spitze mitmischte, letztendlich mit neuer Bestleistung Rang 8 belegte und mit der Mannschaft Bronze holte. Beim VCM 2019 pulverisierte Lemawork Ketema seinen Hausrekord nochmals und stellte mit 2:10:44 einen neuen österreichischen Rekord in dieser Disziplin auf. Mehrere Höhen-trainingscamps sollen für die nötige WM-Form sorgen, der Wiener wird auch erst drei Tage vor dem Rennen in Doha direkt aus der Höhe Afrikas nach Katar anreisen. Dieses wird zwar erst um Mitternacht gestartet, trotzdem werden Temperaturen zwischen 20 und 30 Grad erwartet. Eine – durch eine falsche Massage verursachte – Verletzung des Ischiasnervs kostete dem 33-Jährigen Team-Senior zwar einige Trainingseinheiten, er ist aber für die WM trotzdem zuversichtlich eine gute Leistung abrufen zu können.

„In meinen Gedanken laufe ich immer vorne, die anderen sind auch nur Menschen. Ich werde bis zum Schluss alles geben. Ich habe in der Vorbereitung sicher einen Fehler gemacht, als ich in Kenia zu einem anderen Masseur gegangen bin, das war eine sehr schwere Zeit danach für mich. Jetzt passt aber wieder alles und ich habe daraus auch etwas gelernt. Viele erwarten in Doha wegen der Hitze ein taktisches Rennen, damit habe ich aber ja schon Erfahrung. Im Höhentrainingscamp in Afrika kann ich mit den Besten der Welt trainieren, das bringt auch für den Kopf und die Motivation sehr viel.“

Trainer Harald Fritz: „Bis zum VCM ist die Saison eigentlich perfekt verlaufen, und auch danach bis Anfang August war alles sehr gut. Durch die Verletzung des Ischias hat die Vorbereitung jetzt leider stark gelitten, da wir fast sechs Wochen Training verloren haben. Mal schauen was wir jetzt in den letzten Wochen noch schaffen, seit Anfang September kann Lemawork wieder halbwegs normal trainieren. Bis vor der Verletzung hätte ich ihm einen Top 10-Platz zugetraut, jetzt wären die Top 20 schon sehr erfreulich.“

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25/09/19 17:00, Text: Georg Franschitz

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