Steirische Hürden-Asse brillieren in St.Pölten
Schon im Vorlauf konnte Karin Strametz (SU Leibnitz) ihre Saisonbestleistung über 100m Hürden auf 12,91s (0,8) steigern, womit sie auch die Schnellste war. Das Feld der Favoritinnen lag aber sehr knapp beisammen, ein spannendes Finale war also garantiert. Die Steirerin kam im Endlauf aber gleich ausgezeichnet aus den Startblöcken und hatte schon nach wenigen Hürden einen Vorsprung auf die Konkurrenz. Die zweite Hälfte des Laufes schien dann nicht mehr ganz perfekt, trotzdem blieb die Zeit bei grandiosen 12,81s (1,6) stehen. Damit hatte die 27-Jährige nicht nur ihre bisherige Bestleistung gleich um 6/100s verbessert, sondern auch Beate Taylor´s (geb. Schrott) ÖLV-Rekord aus dem Jahr 2012 um 1/100s verbessert. Meetingdirektorin Taylor hatte den Rekord übrigens noch kurz vor dem Rennen vorhergesagt und zählte zu den ersten Gratulantinnen. U20-Europameisterin Rosina Schneider (GER) mit 12,89s und Nika Glojnaric (SLO) mit 12,92s stellten dahinter in einem sehr schnellen Rennen neue Saisonbestleistungen auf.
Karin Strametz: „Der Rekord war immer ein Ziel und ein Traum von mir. Als Beate ihren Rekord lief habe ich als junge Athletin zu ihr aufgesehen, dann durfte ich einige Jahre gegen sie laufen und jetzt bin ich so schnell gelaufen wie sie, das ist schon etwas Besonderes. Ich hatte viel Respekt vor dieser Marke, es ist eine Ehre diesen Rekord jetzt halten zu dürfen. Im Vorlauf habe ich noch etwas geschlafen, trotzdem war er schon schnell. Daher habe ich gewusst, wenn ich im Finale von Anfang an drauf bleibe und aggressiv bin, dann geht es noch eine Zehntel Sekunde schneller. Das konnte ich auch sehr gut umsetzen und auch der Mittelteil war ausgezeichnet. Am Schluss bin ich dann etwas offen geworden und habe die Hürden etwas unterlaufen. Perfekt war der Lauf also sicher noch nicht, wenn alles zusammen passt dann traue ich mir auch das direkte WM-Limit von 12,73s zu.“
Nur der zu starke Rückenwind von 3,2 m/s verhinderte für 110m-Hürdensprinter Enzo Diessl (SU Leibnitz) im Vorlauf eine Bestleistung von 13,38s. Im Finale war es dann aber soweit, Diessl – wie Strametz aus Leibnitz in der Südsteiermark stammend - zeigte einen sensationellen Lauf ohne Makel und steigerte sich gleich um 2/10s auf sensationelle 13,20s (1,6). Damit ist er jetzt nicht nur der zweitschnellste Österreicher in der Alltime-List, auf den Rekord von Mark McCoy aus dem Jahr 1994 fehlen nur mehr 6/100s. Ganz nebenbei unterbot der Olympiateilnehmer 2024 auch das WM-Limit für Tokyo (JPN), das bei 13,27s steht. Der 21-Jährige holte wie schon 2024 den Tagessieg, Afrika-Rekordhalter Antonio Alkana (RSA) mit 13,46s und Samuel Bennet (GBR) mit 13,52s hatte heute keine Chance gegen den Steirer.
Enzo Diessl: „Nach dem Vorlauf dachte ich schon, das fühlt sich heute gut an. Wir haben in letzter Zeit soviel an der Technik gefeilt, meine Trainerin meinte ich muss im Finale nur noch aggressiver laufen. Das habe ich dann gemacht, habe versucht nach den Hürden möglichst schnell den Boden zu fassen, weil in der Luft gewinnt man nichts. Mein Ziel für heuer war das direkte Limit, ich habe mir geschworen es heuer zu schaffen, ich wollte nicht mehr den Weltranglistenpunkten nachlaufen. Aber mit den 13,20 habe ich jetzt nicht wirklich gerechnet, es ist unglaublich, darauf bin ich stolz.“
Tagessiege auch für Weisshaidinger, Hudson, Kingley und Bredlinger
Seinen bereits fünften Sieg in Folge beim Liese Prokop Memorial in St.Pölten konnte Diskus-Ass Lukas Weißhaidinger (ÖTB-OÖ LA) feiern. Nach seinen Auftritten in Stockholm (SWE) am Sonntag und in Turku (FIN) am Dienstag stand für den Vize-Europameister jetzt schon der dritte Wettkampf in weniger als 100 Stunden auf dem Programm. Im neuen Diskuskreis auf dem Hauptfeld hatte alle Athleten heute aber Probleme mit dem Rückenwind, der für den Diskuswurf alles andere als optimal ist. Der große Favorit aus Oberösterreich war aber trotzdem auch heute wieder der Stärkste, mit 61,02m hatte er am Ende 26cm Vorsprung auf Marius Karges (GER) und mehr als vier Meter auf Michal Forejt (CZE). Der 33-Jährige wird jetzt bis zur Team-EM keinen Wettkampf mehr bestreiten und vor allem an der speziellen Kraft arbeiten.
Lukas Weißhaidinger: „Meine Flugmeilen von den letzten Tagen konnte ich leider nicht in einen guten Wurf einlösen. Ich habe mich ein wenig schlapp gefühlt, der Rückenwind machte das ganze zusätzlich ein wenig undankbar. Es ist trotzdem gut jetzt im Infield zu werfen, näher am Publikum zu sein ist immer schön. Wir sind sicher noch nicht dort wo wir letztes Jahr um diese Zeit waren, aber das war wegen der späten WM ja auch so geplant. Wir wissen mit der Situation umzugehen und werden aus den drei Meetings jetzt unsere Schlüsse ziehen und wie geplant Richtung September weiterarbeiten. Aber gewonnen ist gewonnen, das hat heute gezählt.“
Einen Steigerungslauf legte heute Victoria Hudson (SVS LA) in St.Pölten hin. Über 53,77m ging es zu 57,42m und dann zu 59,59m, womit die Speerwurf-Europameisterin im Bewerb jederzeit in Führung lag. Im letzten Versuch gab es keine Steigerung mehr, die 29-Jährige blieb mit ihrer Siegerweite aber nur um 22cm unter ihrem eigenen Stadionrekord und durfte sich über ihren zweiten Saisonsieg nach dem Meeting auf Teneriffa freuen. Mit ihr auf dem Siegertreppchen landeten Mackenzie Mielczarek (AUS) mit 55,31m und Vorjahressiegerin Annabella Bogdan (HUN) mit 54,95m.
Victoria Hudson: „Ich hatte heute Spaß beim Werfen, denn ich freu mich immer daheim vor Familie und Freunden zu werfen und auch zu gewinnen, das ist immer etwas Besonderes. Wir haben in den letzten Wochen sehr viel mit schweren Wurfgeräten trainiert, ich habe sehr viel Kraft, die kann ich aber noch nicht ganz in den Speer bringen. Es passen ein paar Details nicht ganz zusammen, es fehlt noch etwas das Gefühl. Wichtig ist aber, dass ich die Würfe attackiere und voll rein gehe, der Rest wird in den nächsten Wochen auch noch kommen, da bin ich sicher, den körperlich bin ich sehr gut drauf.“
Endiorass Kingley (TGW Zehnkampf Union) zeigte auch heute in St.Pölten wieder, wie hoch sein aktuelles Niveau im Dreisprung ist. Mit einer tollen Serie mit gleich vier Versuchen, die auf über 16,27m gingen, kann der Oberösterreicher mehr als zufrieden sein. Mit dem Tagessieg mit 16,41m (1,4), nur 7cm unter seiner PB, kommen auch wichtige Weltranglistenpunkte dazu, die im Kampf um einen Platz bei der WM in Tokyo vielleicht helfen können. Der 23-Jährige konnte heute auch den ehemaligen U20-Weltmeister Gabriel Wallmark (SWE) gut in Schach halten, der mit 15,65m (0,0) Dritter wurde, dazwischen lag noch Lasha Gulelauri (GEO) mit 15,88m (0,4).
Endiorass Kingley: „Die Trainings in den letzten Wochen waren sehr gut, und jetzt kann ich auch das Gelernte besser umsetzen. Nach der schweren Verletzung im letzten Jahr ist es irgendwie auch ein Wunder, dass ich jetzt so schnell auf dieses hohe Niveau gekommen bin, das hätte ich nicht erwartet. Die Serie hätte ich mir vor zwei Jahren nicht erträumen können, darauf bin ich seht stolz. Das ist sicher auch Motivation weiterzuarbeiten. Wir arbeiten jetzt sehr viel daran die Geschwindigkeit aus dem Anlauf besser in die Sprünge mitzunehmen, das klappt aktuell sehr gut und fühlt sich auch gut an.“
Wie schon vor einer Woche in Wien zeigte Caroline Bredlinger (LT Bgld Eisenstadt) auch heute wieder ein sehr schnelles Rennen über die 800m. U23-EM-Teilnemerin Helene Vogel (DSG Wien) machte eine Runde lang perfekt Tempo, dahinter hatte die Burgenländerin eine 400m-Durchgangszeit von 57,5 Sekunden. Dann war die Hallen-WM-Teilnehmerin auf sich alleine gestellt, zog aber bis zur Ziellinie sehr gut durch und blieb mit 2:00,17min nur knapp über der 2-Minuten-Schallmauer. Auch für die die 24-Jährige sind das wichtige Punkte im WM-Ranking für Tokyo.
Caroline Bredlinger: „Die Beine haben sich heute etwas müde angefühlt, trotzdem die zweitschnellste Zeit meiner Karriere zu laufen, da kann ich schon zufrieden sein. Helene hat das super hinbekommen, das Pacemaking war sogar besser als in Wien, da kann man ihr nur gratulieren. Dann alleine zu laufen ist zwar einerseits schön, weil man keine Positionskämpfe hat, aber andererseits spürt man halt den ganzen Wind. In einem schnellen Feld kann man sicher bessere Zeiten laufen, aber mein erster Sieg hier ist schon etwas Besonderes.“
Gewohnt starke Sprintzeiten in St.Pölten
Schon in den Vorläufen über 100m der Frauen wurden flotte Zeiten erzielt, im Finale war dann der Wind mit 2,6 m/s etwas zu stark. Die Favoritinnen machten den Sieg trotzdem unter sich aus, die Staffel-Olympia-Bronzene von 2024, Alexandra Burghardt (GER), konnte sich mit 11,17s ihren bereits dritten Sieg in St.Pölten holen, Christania Williams (JAM) lag mit 11,21m nicht weit dahinter. Ein sehr guter Lauf gelang auf ihrer Heimanlage auch Magdalena Lindner (Union St.Pölten), die mit 11,26s hinter den beiden international erfolgreichen Athletinnen den dritten Platz belegte. Schon im Vorlauf war die 25-Jährige mit 11,44s (1,3) unter 11,50s geblieben.
Magdalena Lindner: „Schon der Vorlauf war sehr locker und gut. Das Finale war dann genau der Lauf den ich immer haben wollte. Ich bin überzeugt bei regulären Bedingungen meine PB unterbieten zu können, das gibt mir jetzt für die nächsten Rennen viel Rückenwind.“
Knapp an seine Bestleistung heran lief Österreichs bester 400m-Hürden-Läufer Niklas Strohmayer-Dangl (LT Bgld Eisenstadt). Er kämpfte bei stark wechselnden Windverhältnissen bis zur Ziellinie um den Sieg mit und finishte als Zweiter in 50,20s mit der zweitschnellsten Zeit seiner Karriere. Auf seine erst kürzlich aufgestellte PB von 50,12s fehlten ihm gerade einmal 8/100s, auf Sieger Diogo Barrigana (POR) nur 21/100s. Stark heute auch U20-EM-Starter Julius Rudorfer (TGW Zehnkampf-Union), der seine PB auf 52,60s steigerte.
Niklas Strohmayer-Dangl: „Es war wirklich kein einfacher Lauf heute, in der Zielkurve musste ich wegen des starken Gegenwindes sogar zwei Mal den Rhythmus wechseln. Deshalb bin ich sehr zufrieden, vor allem die ersten fünf Hürden gehen aktuell ausgezeichnet, und der Rest wird in den nächsten Wochen auch noch kommen.“
Einen erfreulichen Auftritt legte Lukas Pullnig (KLC) über 100m hin, der im Vorlauf mit 10,42s neuen KLV-Rekord lief und diesen im Finale sogar noch einmal auf 10,38s (0,4) steigern konnte und Dritter wurde. Für Markus Fuchs (Union St.Pölten) ist es ein langer und steiniger Weg zurück nach seiner Verletzung im Winter. Der Niederösterreicher konnte sich über 100m aber auf seiner Rekord-Bahn in seinem zweiten Saison-Wettkampf im Vorlauf auf zuerst 10,49s (0,7) und dann im Finale auf 10,43s (0,4) steigern, womit er heute Rang 4 belegte. Den Sieg holte sich wie im Vorjahr Coby Hilton (USA), diesmal in 10,25s vor Ex-Halleneuropameister Jan Volko (SVK), der auf 10,32s kam.
Lukas Pullnig: „Ich war ja etwas verletzt, darum bin ich erst später in die Saison eingestiegen. Aber jetzt bin ich besser denn je drauf, das freut mich sehr und ich bin schon gespannt was da noch kommt.“
Markus Fuchs: „Ich stelle mich meinen Aufgaben die ich vor mir habe. Bis Juli will ich wieder in meine Normalform kommen, es ist sicher nicht einfach aber ich versuche das Beste daraus zu machen.“
Der Weitsprung der Frauen wurde wie erwartet eine Beute von Monae Nicols (USA), die bei 6,49m (1,5) landete, beste Österreicherin wurde Lokalmatadorin Moyo Bardi (Union St.Pölten) mit 5,94m (2,3). In einen Gegenwind musste die Athletinnen über 200m laufen, Viktoria Willhuber (SU leibnitz) zeigte eine starke Startkurve und musste sich mit 24,14s (-0,9) nur Olympiateilnehmerin Nicole Yeargin (GBR) um 1/10s geschlagen geben.
Die 400m Hürden der Frauen gewann schließlich Sara Mato (HUN) in 55,67s. Und im Weitsprung der Männer war Isaac Grimes (USA) nicht zu schlagen, er schaffte die Tageshöchstweite von 7,64m (2,3), Staatsmeister Samuel Szihn (ULC Riverside Mödling) kam als Dritter auf eine Weite von 7,43m (0,3).
Fotos (Bilder honorarfrei verwendbar bei Nennung © ÖLV / Alfred Nevsimal)
Livestream ab 12:55 (nach der Veranstaltung jederzeit On-Demand abrufbar)
TV-Beiträge vom Meeting werden am Sonntag, 22.6. um 12:45 auf ORF 1 in der Sendung Sportbild und am Montag, 23.6. um 20:30 auf ORF Sport+ gesendet.
Fotos: © ÖLV / Alfred Nevsimal