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WMTRC Innsbruck-Stubai: Männer-Team überrascht im Trail Long mit Platz 7

(C) WMTRC 2023 Roastmedia

Dritter Wettkampftag bei den von 6. - 10. Juni 2023 in der Region Innsbruck – Stubaital (Tirol) stattfindenden 2. World Mountain & Trail Running Championships (WMRTC). Heute stand mit dem Long Trail über 86,9km, 6.500 hm bergauf und 6.920 hm bergab von Neustift im Stubaital nach Innsbruck die längste Distanz auf dem WM-Programm. War es gestern ein Gewitter, dass den Organisatoren Probleme bereitete, so waren es heute die unerwarteten und nicht vorhergesagten hohen Temperaturen, die für extrem harte Bedingungen für die 129 gestarteten Frauen und 151 Männer sorgten.

Hutter und Stern führen Männer-Team mit Top-25-Plätzen zum großartigen Rang 7

Auf dem Trail Long heißt es vor allem, sich die Kräfte gut einzuteilen, und das haben die österreichischen Männer ausgezeichnet umgesetzt. Alle konnten sich im Laufe des Rennens kontinuierlich nach vorne arbeiten und ohne größere Schwächephasen gemeinsam eine ausgezeichnete Teamleistung abliefern. Platz 7 unter 24 klassierten Teams ist ein nicht erwartetes Ergebnis. ÖLV-Teamleiter-„Trail“ Gerhard Schiemer sprach im Ziel von „einer sensationellen Leistung und einem großen Tag für den österreichischen Trail-Sport“. Bester des ÖLV-Teams war Alexander Hutter (TEAM F7), der praktisch in seinem „Wohnzimmer“ lief, wohnt er doch genau zwischen dem Start- und dem Zielort. Die Startrunde absolvierte der 31-Jährige wie von ihm geplant sehr kontrolliert und lag rund um Platz 30, auf den langen Anstiegen spielte er dann aber seine Stärken aus und schob sich zwischenzeitlich bis auf Platz 15 nach vorne. Im Bereich des flachen Abschnittes im Inntal verlor der Tiroler dann wieder etwas an Boden, konnte aber Rang 20 schließlich ungefährdet ins Ziel bringen, 10:45:47 Std lautet seine Endzeit. Eine große Überraschung lieferte Christian Stern (SV Raiba Stubai) ab, der Stubaitaler lag schon früh im vorderen Viertel des Feldes, finishte mit tollen 10:57:31 Std auf Rang 24 und hatte damit großen Anteil an der Teamplatzierung. Dritter im Bunde war Routinier Florian Grasel (Ultralaufteam Heustadlwasser), der Platz 47 in 11:39:24 Std ebenfalls seinen Beitrag leistete.

An der Spitze sah es lange nach einem Solo-Sieg für Andreas Reiterer (ITA) aus, er hatte nach rund einem Drittel der Strecke die Spitzengruppe gesprengt und war alleine davongezogen. Der Jungstar der Szene, der erst 23-Jährige Benjamin Roubiol (FRA) hatte aber etwas dagegen einzuwenden, kam immer stärker auf und übernahm am letzten langen Anstieg auf die Nordkette die Führung. Diese baute er bis ins Ziel kontinuierlich aus und so siegte er in 9:52:59 Std mit 7:47 min Vorsprung auf den Südtiroler. Nur knapp dahinter sorgte Peter Frano in 10:02:10 Std für die erste Medaille für die Slowakei bei dieser WM. Team-Gold ging an die auch mannschaftlich sehr starken Franzosen.

Alexander Hutter: „Mit Platz 20 bei einer WM hätte ich nie gerechnet, unglaublich genial unter den besten 20 der Welt zu sein. Es waren so viele Zuseher an der Strecke die ich kenne, da muss man echt aufpassen nicht zu euphorisch zu werden und zu überpacen. Für die erste Runde hatte ich mir ziemlich genau zwei Stunden vorgenommen, das hat auch gut gepasst. Ich bin immer nach Puls gelaufen, auch das hat sehr gut funktioniert. Am schwierigsten war für mich der Abschnitt im Inntal, der tut mir als Bergläufer am meisten weh. Die Muskulatur war vom vielen bergablaufen extrem ermüdet, und der letzte Anstieg war in diesem Zustand dann echt brutal. Der Zieleinlauf war dann echt der Wahnsinn, so genial, so was habe ich noch nicht erlebt.“

Christian Stern: „Ich bin mit meinem Rennen sehr zufrieden, so eine Platzierung hätte ich mir nie erwartet. Auch für mich war der Bereich um Kranebitten sehr schwierig, aber dann ging es wieder viel besser. Es war ein Wahnsinn, was Leute an der Strecke gestanden sind und mich angefeuert haben, sowas habe ich noch nicht erlebt. Am schönsten fand ich die Startrunde am Morgen in meiner Heimat im Stubaital, die war traumhaft, aber auch der Rest der Strecke war wunderschön. Jetzt ist der Körper komplett leer, da sind absolut keine Reserven mehr über, die letzten habe ich auf der Zielgerade herausgequetscht.“

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Starke Vorstellung von Rosegger und Fellhofer mit den Rängen 19 und 23, Team auf tollem 8. Rang

Eine Top 20-Platzierung war das Ziel für die ÖLV-Frauen. Claudia Rosegger (Kolland Topsport Gaal) schaffte diese mit einem ausgezeichneten Rang 19 auch, Esther Fellhofer (SC LT Breitenbach) schrammt mit Platz 23 nach fast 13 Stunden nur um 4 Minuten hauchdünn daran vorbei. Erstere startete stark und lag bis zur Streckenhälfte sogar in den Top-10, erst hinauf zum Hoadl musste sie einige Konkurrentinnen passieren lassen. Wie viele aus dem ÖLV-Team bezeichnet auch die gebürtige Steirerin den flachen Abschnitt im Inntal als den schwierigsten für sie, die Top-20 waren aber nie in Gefahr und die Top-Platzierung nach 12:42:45 Std im Sack. Fellhofer wählte eine andere Taktik und begann verhaltener. Ein Sturz auf einer Forststraße nach dem Kreuzjoch hinterließ dann nicht nur auf Knie, Ellbogen und linker Hüfte sichtbare, blutige Spuren, sondern auch lange anhaltende Schmerzen im linken Bein. Trotzdem startete die 33-Jährige vom Hoadl hinab eine Aufholjagd und überholte auf diesem Abschnitt nicht weniger als 11 Konkurrentinnen. Mit Rang 23 in 12:49:49 Std kam sie im Ziel fast noch an Rosegger heran. Als dritte ÖLV-Athletin kam Veronika Haas (LC Waldviertel) mit 15:07:05 Std auf Platz 68.

Vorne im Rennen der Frauen musste Titelverteidigerin Blandine L'Hirondel (FRA) schon nach weniger als 20km die Segel wegen Problemen streichen, so übernahm anfangs die US-Amerikanerin Allison Baca die Spitze, wurde aber bald von Marcela Vasinova (CZE) abgelöst. Den nächsten Führungswechsel gab es dann beim Anstieg auf den Hoadl hoch über der Axamer Lizum, als Katharina Hartmuth (GER) mit einem gewaltigen Zwischenspurt einen deutlichen Vorsprung auf die Verfolgergruppe herauslief. Kurz vor der Inn-Querung bei Kranebitten hatte die Deutsche dann aber eine kleine Schwächephase, musste gehen und wurde von Marion Delespierre (FRA) überholt. Die Vorjahressechste ließ dann nichts mehr anbrennen und holte den Titel wieder nach Frankreich, für die fast 87 km und rund 6.500 hm benötigte sie gerade einmal 11:22:31 Std. Hartmuth folgte 6:43 min später auf dem Silberrang, Bronze ging mit 11:34:22 Std an Manon Bohard Cailler, ebenfalls aus Frankreich.

Somit ging der Sieg in der Teamwertung auch mit deutlichem Vorsprung an die Grand Nation, die damit am heutigen Tag alle vier zu vergebenen Goldmedaillen abräumten. Das ÖLV-Frauen-Team war ebenfalls sehr zufrieden, holte es doch den ausgezeichneten Rang 8 von 30 gestarteten Teams.

Claudia Rosegger: „Insgeheim habe ich gehofft, im ersten Drittel zu landen, aber wie mir Top-20 gelungen sind, kann ich mir noch nicht ganz erklären. Der Tag verlief fast perfekt, die Beine waren sehr locker und es ist sowohl bergauf als auch bergab sehr gut gegangen. Erst runter vom Hoadl habe ich etwas Kräfte gespart, um noch Reserven für die letzten 25 km zu haben. Ich kanns noch nicht ganz glauben und bin super happy.“

Esther Fellhofer: „Der Sturz hat mich eine ganze Weile beschäftigt, irgendwann war es mir aber egal, dann begann ich vor allem bergab zu attackieren. Platz 23 ist ein Traum, daran hätte ich nie gedacht, ich bin überglücklich.“

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Vorschau auf Tag 4

Am Samstag kommt mit dem „Mountain Classic“ als letzter Bewerb dieser Weltmeisterschaften zur Austragung, Zu absolvieren sind für die Läufer zwei Runden zu je 7,5km. Start ist für die Männer um 12 Uhr in Innsbruck, für die Frauen um 14 Uhr. Von dort geht es über 53% Trailstrecken, 12% Forststraßen und 39% Asphalt wieder zurück in die Innsbrucker Altstadt. Vorhergesagt sind bedeckte 23 Grad, eventuell kann es Nachmittag während der Rennen sogar etwas regnen. Vorab gibt es schon die Bewerbe der U20-Athleten, um 10 Uhr starten die männlichen Junioren, um 11 Uhr die weiblichen, beide Kategorien haben jeweils nur eine Runde zu laufen.

Nach Start in der Venue-Area in Innsbruck vor dem Landestheater geht es über die Europaratsallee über den Inn und auf direktem Weg zu den Trails der Nordkette steil hinauf zum Gramartboden. Bei dem erwartet dynamischen Rennen wird es kaum eine Verschnaufpause geben, da es von den steilen und schmalen Uphill-Trails nach einer kurzen, flowigen Traverse in den Wäldern oberhalb des Gramartbodens postwendend über steile und wurzelige Downhill-Trails hinab in die Stadt geht. Nach der Durchquerung des Stadtteils Hötting und der berühmten Höttinger Gasse queren die Läufer wieder den Inn und kommen in die Altstadt. Hier wartet noch ein letztes „Schmankerl“, denn die WM-Organisatoren haben vor dem Goldenen Dachl einen rund 100m langen künstlichen Trail vor dem Wahrzeichen Innsbrucks angelegt, auf dem möglicherweise die Entscheidung fallen wird.

Die Strecke mit den laut ÖLV-Berglauf-Referent Helmut Schmuck „relativ wenigen Höhenmetern“ sollte den starken Crossläufern aus Afrika entgegenkommen. Am ehesten hat aus heimischer Sicht Manuel Innerhofer (LC Oberpinzgau) Chancen unter die Top-20 zu kommen, er war bei der EM in dieser Disziplin 2022 auf Platz 4 gelandet. Martin Mattle (Trailmotion Tirol) zeigte schon im Vertical als zweitbester Österreicher auf und will seine gute Form nun auch am Samstag nutzen. Bei den Frauen ist mit Bernadette Schuster (SK VÖEST) nur eine Einzelkämpferin am Start, ihr Ziel ist es unter die Top 30 zu laufen.

Nach der Enttäuschung über die verpasste Titelverteidigung im Vertical sinnt Allie McLaughlin (USA) im Mountain Classic nun auf Revanche. Vor einem Jahr war sie bei der WM in dieser Disziplin bereits Dritte, hat also gute Chancen wieder vorne zu landen. Mit ihr werden oft Titelverteidigerin Rebecca Cheptegei (UGA) sowie die Vorjahres-Vierte und -Fünfte Monica Madalina Florea        (ROU) und Scout Adkin (GBR) als Medaillenkandidatinnen genannt. Vertical-Doppelweltmeister Patrick Kipngeno (KEN) ist nach seiner beeindruckenden Vorstellung vor zwei Tagen nun auch im Mountain Classic Favorit Nummer 1. Vermehrte Bergabtrainings sollen ihm nach Silber 2022 nun auch in diesem Bewerb Gold bringen. Eliud Cherop (UGA) war schon bei der WM im Vorjahr unter den Top 5, Außenseiterchancen werden auch Abraham Filimon aus Deutschland zugeschrieben.

Um 19:30 Uhr findet in Innsbruck die Schlussfeier statt, danach anschließend beschließt das Konzert von Tim Bendzko die Weltmeisterschaften.

Für Österreich am Start

Bewerb

Name

Verein

Mountain Classic

Bernadette Schuster

SK VÖEST

 

Fabiola Fortschegger (U20)

Union Raika Lienz

 

Hanna Galler (U20)

Kolland Topsport Gaal

 

 

 

 

Manuel Innerhofer

LC Oberpinzgau

 

Martin Enzenberger

TGW Zehnkampf-Union

 

Martin Mattle

TrailMotion Tirol

 

Fabian Hennerbichler (U20)

TGW Zehnkampf-Union

 

Maximilian Meusburger (U20)

im Wald läuft`s

 

Niklas Scherb (U20)

TGW Zehnkampf-Union

ORF Übertragungszeiten

Der ORF überträgt alle Bewerbe der WMTRC live auf ORF Sport+. Kommentatoren sind Dietmar Wolff und Markus Kröll, Moderator ist Thomas Österle.

Tag

Datum

von

bis

Bewerb

Sa

10.06.2023

11:50

13:15

Mountain Classic Herren (12:00)

Sa

10.06.2023

13:50

15:30

Mountain Classic Damen (14:00)

Internet

 Webpage WMTRC 2023 Innsbruck-Stubai

Meldelisten und Ergebnisse

Livestream  

Instagram ÖLV

Instagram Trailrunning Team ÖLV

WM-Podcast "Laufend Entdecken"

WMTRC 2023

Fotos: (C) WMTRC 2023 Roastmedia

09/06/23 20:07, Text: Georg Franschitz

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