.

Lukas Weißhaidinger - Das Warten hat ein Ende

(C) GEPA Pictures

Noch 60 Tage: Höhepunkt Olympische Spiele in Tokio – Diskus-Finale am 31. Juli

Südstadt.- Der Showdown ist programmiert: Die angelaufene Olympia-Saison ist die wahrscheinlich wichtigste in der bisherigen Karriere von Lukas Weißhaidinger. Am Spiel steht eine Olympia-Medaille bei den Sommerspielen in Tokio. Drei Tage sind im Kalender rot angestrichen: Am 28. Juli erfolgt der Abflug von Wien nach Japan, zwei Tage später steigt in der 30-Millionen-Metropole die Diskus-Qualifikation, am 31. Juli, ab 20.15 Uhr Ortszeit (13.15 MEZ) das Finale.

Der Freiluft-Auftakt hätte besser nicht laufen können: Lukas Weißhaidinger startete mit 68,40 m beim Test-Meeting in Eisenstadt in die Olympia-Saison und katapultierte sich mit einem Schlag auf Rang eins der Weltjahresbestenliste. Jetzt, knapp zwei Wochen später, scheint er im IAAF-Ranking auf Rang vier auf. Weltmeister Daniel Stahl (SWE/69,71) hat sich standesgemäß zurückgemeldet. Auch U-23-Weltrekordler Kristjan Ceh (SLO/69,52) und Ex-Weltmeister Andrius Gudzius (LTU/68,62) präsentierten sich in Früh-Form. Heute, in einer Woche, am 7. Juni, kommt es im südfinnischen Turku, bei den Paavo Nurmi Games, zum ersten Aufeinandertreffen der Diskus-Weltelite. „Da geht’s darum, mit einer entsprechenden Leistung weiter Selbstvertrauen für Tokio zu tanken“, meint der 29-jährige Oberösterreicher und lächelt. „Ich übertreibe nicht, wenn ich sage: So einen starken Lukas Weißhaidinger gab’s noch nie“, gibt sich Coach und ÖLV-Sportdirektor Gregor Högler überzeugt. „Lukas hat definitiv das Zeug für eine Medaille, sofern am Tag X alles nach Wunsch funktioniert. Aber das ist leider nicht selbstverständlich.“

Die Erinnerung an die Olympia-Premiere 2016 ist leicht verblasst. Sobald das Stichwort Madrid auftaucht, steht dem Oberösterreicher der Schrecken ins Gesicht geschrieben: „Das war bislang der bitterste Moment meiner Karriere.“ Der ÖLV-Rekordhalter verletzte sich - knapp sechs Wochen vor den Spielen in Rio - bei seinem Sieg in Madrid. „Wir gingen von einer leichten Knöchelverletzung aus, haben uns nicht viel dabei gedacht. Aber der Fuß schwoll immer mehr an und die Schmerzen wurden stärker.“ Die Erst-Diagnose am nächsten Tag im Spital in Linz holte Weißhaidinger aus allen Träumen: „Bruch des Mittelfußknochens. Mindestens 3 Wochen Trainingspause.“ Der Olympia-Start stand akut in Gefahr. „Ich war am Boden zerstört, hab‘ minutenlang um Worte gerungen. So einen Moment wünscht du keinem Sportler. Das tut richtig weh!“

Aber das Spiel mit der Zeit ging sich aus. „Knapp zwei Wochen vor dem Abflug konnte ich das erste Mal wieder trainieren. Meine ersten Würfe, ein paar Tage später, waren klar unter 50 Meter.“ Der Rest der Geschichte ist bekannt: Der ÖLV-Hüne belegte Rang zwei in der Diskus-Qualifikation und beendete sein erstes Olympia-Finale auf dem beachtlichen 6. Rang. „Das fühlte sich unter diesen Umständen wie ein Sieg an.“

Der Innviertler hat seit damals knapp 10 Kilogramm an Gewicht zugelegt. „In Rio war Lukas ein aufstrebendes Talent. Mit viel Ehrgeiz, aber ohne Routine. Mittlerweile ist er ein gestandener Weltklasse-Athlet, der EM- und WM-Medaillen gewonnen hat. Weiten über 68 Meter sind keine Seltenheit mehr“, meint Gregor Högler. „Lukas ist bereit für eine Olympia-Medaille.“ Sein Schützling sieht das ähnlich: „Das Ziel muss sein, dass mir mein erster 70-m-Wurf in einem Wettkampf am 31. Juli, beim Olympia-Finale, gelingt. Damit sollte mir ein Top-3-Rang sicher sein.“

In der Olympia-Vorbereitung (33 Wochen) gab’s zwei neue technische Akzente: Zum einen eine Zwei-Kabinen-Kältekammer, in der Temperaturen bis zu minus 110 - in Worten: hundertzehn - Grad herrschen. Für die sechsstelligen Anschaffungskosten zeichnete das Sportministerium verantwortlich. Vorteil für Lukas Weißhaidinger (und andere ÖLV-AthletInnen): schnellere Regeneration und Stärkung der Abwehrkräfte. Ausgerechnet an seinem 29. Geburtstag war er zum ersten Mal (für 3 Minuten) in der High-Tech-Kammer.
Auch acht biomechanische Kameras wurden vom Sportministerium finanziert. "Damit können wir jede Bewegung von Lukas bis ins letzte Detail analysieren", sagt der Coach. Vorteil: Mit der neuen Software und den acht Kameras lässt sich die Auswertung innerhalb von Minuten erledigen, früher benötigte man für ein Wurfbild gut 7.000 Computer-Klicks (d.h. mehrere Stunden).

„Stillstand ist Rückschritt“, sagen beide. „Wir sind ideal vorbereitet. Die Vorzeichen für Olympia stehen richtig gut.“ Lukas Weißhaidinger und Gregor Högler strahlen große Zuversicht aus. In 60 Tagen wollen sie den Erfolg für gut 10.000 Würfe pro Jahr ernten.

Text: ÖOC/Eichler

31/05/21 10:04, Text: Bernhard Rauch

zurück