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IAAF World Ranking startet in Kürze

Am neuen IAAF World Ranking scheiden sich die Geister (C) GEPA Pictures

Bei der European Athletics Convention in Lausanne (SUI) war die Einführung des neuen IAAF World Rankings und dessen Verwendung für die Qualifikation für die nächstjährige WM in Doha (QAT) und die Olympischen Spiele in Tokio (JPN) 2020 ein viel diskutiertes Thema. Derzeit liegt dieses nur in Form einer "Testing and Review Site" vor.

Obwohl das System kurz vor der offiziellen Einführung steht, sind viele Details noch unklar bzw. völlig unausgewogen, was aus den Präsentationen und Wortmeldungen im Zuge der Konferenz hervorging. Die Einführungen von Toralf Nilsson (SWE), Vorsitzender der European Athletics Competition Commission und Mitglied der selbigen Kommission in der IAAF, sowie von Carlo de Angeli (ITA), Mitarbeiter des IAAF Competition Departments, waren zwar interessant, brachten aber wenig konkrete Neuigkeiten.

Feedback aus aller Welt bringt Veränderungen

In den letzten Wochen erhielt die IAAF Rückmeldungen aus aller Welt, daher verzögerte sich der geplante Start des neuen World Rankings. Statt schon im September erfolgt der offizielle Startschuss jetzt Anfang November - bis spätestens 6.11. soll es soweit sein. Folgende Adaptierungen ergaben sich aus dem Feedback und werden gerade eingearbeitet:

IAAF möchte Zugang zu Startplätzen regeln

Klare Regeln zur Vergabe der Startplätze bei den höchsten internationalen Meetings (One-Day-Meetings wie IAAF Diamond League, IAAF World Challenge, etc.) sollen sicherstellen, dass die besten Athleten auch tatsächlich einen Startplatz erhalten. Die Verweigerung eines Startplatzes, wie sie Lukas Weißhaidinger trotz Platz 3 in der Weltrangliste heuer beim IAAF Diamond League Meeting in Oslo (NOR) erlebte, sollte damit Geschichte sein. Klingt einfach, wie sich das aber in der Praxis von der IAAF gegenüber den autonomen Veranstaltern durchsetzen und überwachen lässt, wird man sehen. 

Platzierungspunkte für mehr Athlet/innen

Bei den großen Meisterschaften (WM, EM, etc.) und den starkbesetzten Meetings (davon könnte auch das Hypomeeting Götzis profitieren) werden mehr Athleten als bisher vorgesehen, Bonuspunkte für ihre Platzierung erhalten. Diese Anpassung, auch wenn nichts Konkretes bekanntgegeben wurde, ist absolut zu begrüßen.

Internationale Meisterschaften

Alle kontinentalen Freiluft-Meisterschaften werden in der vierthöchsten Kategorie eingestuft, wenngleich das Niveau in den verschiedenen Kontinenten extrem unterschiedlich ist. Erstaunlich ist, dass die Balkan Championships nun von Kategorie "C" in "B" wandern sollen und damit den gleichen Level wie Freiluft-Staatsmeisterschaften erhalten. Überhaupt werden solche regionalen Events ordentlich zur Verzerrung beitragen. Zum Beispiel fällt Zypern hier auf die "Butterseite", da dessen Athleten an den Commonwealth Games (A), den Mittelmeer-Spielen (C) und den Balkan Meisterschaften (B) teilnehmen können und somit gegenüber heimischen Leichtathleten eine deutlich bessere Ausgangssituation, was die Platzierungs-Bonuspunkte betrifft, haben.

Die beiden letzten Kategorien

Die "National Permit" Meetings werden allesamt den letzten beiden Kategorien zugeordnet. Die Platzierungspunkte bei einem der Austrian Top Meetings sollten demnach wie folgt sein: 25 - 21 -18 - 15 - 12 - 10. Bei allen anderen heimischen Meetings (auch den kleinen Abendmeetings) werden folgende Punkte vergeben: 15 - 10 - 5. Beim European Permit Indoor Meeting in Linz (Gugl-Meeting Indoor), das in Kategorie "D" fällt, gibt es folgende Punkte für die Erstplatzierten: 40 - 35 - 30 - 25 - 22 - 19 - 17 - 15.

Da die Abstände im World Ranking teilweise sehr gering sind, werden diese Extra-Punkte essentiell sein. Taktische Spielereien - auch im nationalen Interesse - werden hier ganz sicherlich zur Anwendung kommen, davon ist auszugehen. Aus rot-weiß-roter Sicht macht es zum Beispiel keinen Sinn beim Gugl-Meeting Indoor oder bei einem der Austrian Top-Meetings unseren starken Hürdensprinterinnen Stephanie Bendrat und Beate Schrott, Superstars wie Alina Talay (BLR) oder Cindy Roleder (GER) vor die Nase zu setzen. Diesen Aspekt sprach auch 400m Hürden-Europameisterin Lea Sprunger (SUI) im Zuge einer Podiumsdiskussion an, wobei die Schweiz in der glücklichen Lage ist, über zwei Diamond League- und zahlreiche andere hochwertige Meetings zu verfügen.

Sehr kritisch äußerte sich auch Periklis Iakovakis (GRE), Vorsitzender der Athletenkommission von European Athletics, über die Einführung des neuen IAAF World Rankings, der vor allem Probleme für jene Athleten sieht, die nicht ganz zur Creme de la Creme ihrer Disziplin gehören  - dazu zählte er auch U23- und U20-Athlet/innen. Ihnen fehlt der Zugang zu den Bonuspunkten in der IAAF Diamond League und oftmals auch zu den IAAF World Challenge Meetings.

Trotz aller Kritik und Diskussion steht die Einführung des neuen Systems kurz bevor. Es gilt nun das Beste daraus zu machen und von ÖLV-Seite die aussichtsreichen Athletinnen und Athleten bestmöglich zu unterstützen, damit sie bei den "richtigen" Wettkämpfen an den Start gehen und die Ziele Doha 2019 und Tokio 2020 erreichen.

Foto (C) GEPA Pictures

26/10/18 14:07, Text: Helmut Baudis


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