Anfang April feiert Georg Werthner seinen 64. Geburtstag und sprüht nach wie vor in allen Bereichen voller Elan und Ideen. Der vierfache Olympiateilnehmer im Zehnkampf betreut jede Woche Leichtathleten unterschiedlichster Leistungsniveaus an mehreren Orten Oberösterreichs (Gmunden, Linz) und Kärntens (Spittal, Radenthein, Feldkirchen, Klagenfurt). Die allwöchentliche „Alpenüberquerung“, wie er es nennt, gehört seit 2010 zu seinem Standardprogramm. Da kam es schon vor, dass sein Passat mehr als 76.000 Kilometer in einem Kalenderjahr zurücklegte.
Werthner’sche Premieren
Georg selbst sorgte 1975 bei der Junioren-EM in Athen (GRE) mit Silber im Zehnkampf für die erste rot-weiß-rote Medaille bei Nachwuchs-Titelkämpfen. Als Trainer konnte er seine Visitenkarte mit internationalen Medaillen-Premieren für Österreich deutlich erweitern. U18-WM-Silber 2015 und U20-WM-Gold 2016 durch Siebenkämpferin Sarah Lagger waren Neuland in der heimischen Leichtathletik-Geschichte. Und auch bei der Erstauflage der U18-EM in Tiflis (GEO) 2016 durfte Werthner jubeln. Silber durch Sarah Lagger und Bronze durch Leon Okafor (Zehnkampf) machten zwei Drittel der heimischen Medaillen-Ausbeute aus. Aus seinen Nachwuchsgruppen stammen auch die U18-EM Dritte Johanna Plank (100m Hürden) und der U20-WM Vierte Philipp Kronsteiner (Dreisprung).
Georg der Erfinder
Wussten Sie, dass Dr. Georg Werthner der Erfinder des Ein-Stunden-Zehnkampfes ist und auch der 100-Minuten-Zehnkampf auf seine Kappe geht. „Ich wollte den Leuten in Oberösterreich zeigen, was ich da mache“, erzählte er: „Und daher habe ich 20 Tage nach dem 4. Platz bei den Olympischen Spielen in Moskau 1980 den ersten 60-Minuten-Zehnkampf der Welt absolviert.“ Der ORF berichtete damals am 18.8.1980 um 18:00 Uhr vom Union Landessportfeld, als Georg Werthner vor 2.000 begeisterten Zuschauern 7.231 Punkte in einer Stunde erreichte. Sein Gegner damals war DI Hans Dullinger mit 5.607 Punkten. „Für den Stabhochsprung über 4,80m in der 44. Minute erhielt ich den lautesten Applaus meiner Karriere“, blickt er heute mit Herzklopfen zurück. Die Printmedien schrieben „so verkauft man Leichtathletik“. Der Ein-Stunden-Zehnkampf fand dann weltweit zahlreiche Nachahmer, Statistiken und gar Weltrekorde (1992: Roman Zmelik/CZE, 7.897 Pkt.) werden bis heute geführt.
Den ersten 100-Minuten-Zehnkampf gab’s dann im Juni 2003 in Schwechat, als Roman Sebrle (CZE) sich im Rahmen des Jedermann-Zehnkampfs mit 7.947 Punkten gegen die beiden Österreicher Klaus Ambrosch (6.832 Pkt.) und den jetzigen Sturm Graz-Manager Thomas Tebbich (6.647 Pkt.) durchsetzte. Weitere Auflagen füllten unter anderem das Stadion Lind in Villach, wo 2004 mehr als 3.000 Zuschauer anwesend waren und der ORF damals live über Erki Nool, Roman Sebrle und Roland Schwarzl berichtete.
Der weltgrößte Zehnkampf
Diesen Bestwert in der Leichtathletik-Geschichte kann ebenfalls Dr. Georg Werthner für sich verzeichnen. Am 23./24. Juni 2000 fand im Praterstadion und auf den Sportplätzen rundherum die Milleniumsausgabe des Jedermann-Zehnkampfs statt. Als Alleinorganisator gelang es ihm mit rund 200 Helfern, darunter auch der Autor dieses Beitrags, den einzigen Zehnkampf der Sportgeschichte mit über 1.000 Teilnehmern in 52 Wettkampfgruppen, die teilweise auch in der Nacht ihre Bewerbe absolvierten, abzuwickeln. Ein Rekordwert für die Ewigkeit.
Georgs „Best Of“
Der heutige Motor der TGW Zehnkampf-Union war in den 1970er- und 1980er-Jahren ein Modellathlet, der es schaffte neben seiner Spitzensportkarriere sehr erfolgreich Jus zu studieren. Nach einigen Jahren im internationalen Bankenwesen und laufender Vortragstätigkeit, gelang es ihm „als einzigen Selbständigen“ in Österreich über mehr als 25 Jahre mit „Projekten um die Leichtathletik herum“, wie er es nennt, leben zu können. „Darauf bin ich sehr stolz“, fügte er hinzu. Einige seiner Spitzenleistungen, die vielleicht nicht so bekannt sind, wollen wir kurz herausheben, Details sind dann der Auflistung am Ende zu entnehmen.
Georg Werthner schaffte es, mit beiden Absprungbeinen die 2 Meter-Marke im Hochsprung zu übertreffen. Exakt 2,00 Meter waren es bei der Junioren-EM 1975 mit dem linken Bein, danach folgten zahlreiche Sprünge über diese Marke mit dem rechten Bein, der Bestwert von 2,07m datiert aus dem August 1982. Er ist auch Österreichs bester Springer aller Zeiten. Mit 2,07m im Hochsprung, 7,43m im Weitsprung, 4,85m im Stabhochsprung und 16,02m im Dreisprung lässt er Alfred Stummer und Sepp Zeilbauer knapp hinter sich. Neben den Sprüngen war seine Speerwurf-Fähigkeit außergewöhnlich. Die 70,44 Meter Durchschnittswert bei seinen vier Olympiastarts wären wohl noch besser, hätte ihn nicht in Montreal 1976 eine Ellbogen-Verletzung gebremst. Seine Disziplinensiege mit 76,96m in Los Angeles 1984 und 73,66m in Moskau 1980 (Video vom 1500m-Lauf) dokumentieren aber seine Leistungsstärke und trugen dazu bei, dass er bei beiden Sommerspielen die meisten Punkte aller Zehnkämpfer am zweiten Wettkampftag verbuchen konnte.
Ein absoluter Superlativ sind auch seine 3.367 Leichtathletik-Wettkämpfe von 1963 bis 2020, ein weltweiter Spitzenwert. Insgesamt 39 Medaillen bei Masters-Welt- und Europameisterschaften konnte Georg Werthner bereits gewinnen. Besonders stolz ist er auf den Prestigeerfolg 2011 im Dreisprung, wo er Ex-Weltrekordler Willie Banks (USA) bezwingen konnte.
Rekorde auch abseits des Sports
Das Erreichen der Millionen-Kilometer-Grenze mit seinem VW Passat Variant TDI-PD verfolgte Georg Werthner seit einigen Jahren, denn ökonomisches Autofahren gehört seit jeher zu seiner Leidenschaft. Seinen ersten Reichweitenrekord stellte er mit 700.000km mit seinem Opel Kadett TD auf und seit 20. Februar 2020 ist er nun „Millionär“ mit seinem VW Passat, der noch immer mit dem ersten Motor, ersten Getriebe und der ersten Kupplung unterwegs ist. Das Übertreffen dieser Marke erfolgte gut geplant auf der Leichtathletik-Anlage in Feldkirchen in Kärnten. Leider spielte der Tachometer nicht mit, der bei 999.999 Kilometern steckenblieb. Mehr dazu gibt’s in einer April-Ausgabe der ORF-Sendung „Mobilitas – alles, was uns bewegt“.
Georg Werthner und seine Superlative
Die nachfolgende Statistik ist mehr als bemerkenswert und ohne Anspruch auf Vollständigkeit. „Die Auflistung ist noch in Arbeit“, wie Georg Werthner sagt, den Slogan von European Athletics „Athletics – Your Sport for Life“ verkörpert der vierfache Olympia-Teilnehmer in Perfektion.
1 |
Erster Zehnkämpfer weltweit, der vier Olympische Zehnkämpfe beendet hat! Das gelang bisher nur drei Athleten insgesamt (Erki Nool, Daley Thompson, Georg Werthner). |
2 |
Dreimal hintereinander bestplatzierter österreichischer Leichtathlet bei Olympischen Spielen (1976 Montreal,1980 Moskau,1984 Los Angeles). |
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Mit dem viertem Rang 1980 in Moskau hält er nach wie vor die beste männliche Leichtathletik-Platzierung eines Österreichers in der Geschichte. |
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Zweimal bei Olympia-Top-10 (Vierter 1980 in Moskau und Neunter 1984 in Los Angeles) und dabei zweimal über 8.000 Punkte bei Olympischen Spielen |
5 |
Mit 8.171 Punkten bei der EM in Athen 1982 hat er die höchste Punktezahl eines österreichischen Zehnkämpfers bei einem Großereignis (EM, WM, Olympische Spiele) erzielt. |
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Mit Silber hat er die erste Junioren-EM-Medaille des ÖLV 1975 in Athen errungen (7.468 Punkte mit Männer-Geräten). |
7 |
Als Trainer hat er mit seinen Athleten jeweils die ersten Medaillen bei einer U18-EM männlich und weiblich, einer U18-WM weiblich und einer Junioren-WM weiblich für den ÖLV in der Geschichte erreicht. |
8 |
Jüngster und ältester Europacup-Zehnkämpfer 1973 in Bonn und 1993 in Valladolid (17 bzw. 37 Jahre) - auch international. Anmerkung: Die Valladolid-Nominierung erfolgte nach einem Ein-Stunden-Zehnkampf in Zell/See (ORF-Bericht). |
9 |
Zweimal Bronze bei der Universiade 1981 in Bukarest und 1983 in Edmonton als „echter“ Student bzw. „echter“ Absolvent. |
10 |
Doktorat in Jus mit 25,5 Jahren 1981 nach bereits zwei Olympiastarts (1976, 1980). |
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Mit 3.367 Wettkämpfen, der Leichtathlet mit der größten Anzahl an Wettkampfbewerben - weltweit (1963 bis 2020). |
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Erster Europäer mit Medaillen sowohl bei Junioren-EM (Silber 1975) als auch bei Senioren-EM (Gold 1996 erstmals als Fünfkampf-Europameister in Malmö) mit 19 bzw 40 Jahren. |
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Mit je einem Reifensatz 140.000 km sicher und ressourcenschonend gefahren (3 x). |
14 |
1981 nach Olympia im Studienfinish 75 % des Jus-Stoffes erfolgreich in 11 Monaten bei Prüfungen abgelegt (Zivilrecht Rigorosum, Romanum, Völkerrecht, Verfassungsrecht, Verwaltungsrecht....). |
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Erster Zehnkämpfer über 7.000 Punkten im Ein-Stunden-Zehnkampf. |
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Mit beiden Absprungbeinen über 2,00 m hoch gesprungen - zuerst mit dem linken 1975 in Athen bei Jun-EM (exakt 2,00) und dann ab 1977 mehrfach rechts mit Bestwert 2,07 m im August 1982. |
17 |
Bester Springer des ÖLV aller Zeiten (2,07m Hochsprung - 7,43m Weitsprung - 4,85m Stabhochsprung - 16,02m Dreisprung) nach Punktesumme aus der Mehrkampf-Tabelle. |
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2 x World-Ranked by T&F News USA Top-10 im Zehnkampf 1980 und 1982 (8. und 6.) - 1980 übrigens durch das US-Fachmagazin vor dem besten US-Zehnkämpfer gereiht! |
19 |
Erfinder der Mehrkampf-Formate 60-min-Zehnkampf (Er erzielte selbst 7.231 Punkte beim Debüt am 18.8.80 um 18 Uhr) und 100-min-Zehnkampf (Ex-Weltrekordmann Roman Sebrle wurde von ihm drei Mal dazu engagiert). |
20 |
Veranstalter der zehn größten (teilnehmerstärksten) Zehnkämpfe der Sportgeschichte mit 500 bis 1007 stabhochspringenden, hürdenlaufenden, diskuswerfenden, speerwerfenden Aktiven! |
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Einziger Zehnkampf der Sportgeschichte mit mehr als 1000 Teilnehmern im Jahr 2000. Georg Werthner war damals Alleinorganisator mit rund 200 Helfern. |
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Back-to-Back-Decathlon: Weltbester (Zwei 10-Kämpfe in vier Tagen) 14.400 Punkte (18./19./20./21. September 1975 in Rom bei der Studenten-WM und in der Südstadt bei den österr. Staatsmeisterschaften |
23 |
1976 mit 20 Jahren fünf Zehnkämpfe über 7.493 Punkten kombiniert mit geschaffter erster Staatsprüfung im Jus-Studium! |
24 |
Athlet mit der zweitgrößten Anzahl an absolvierten Zehnkämpfen weltweit (>120), dazu dutzende Fünfkämpfe, Sechskämpfe, Siebenkämpfe und Achtkämpfe. |
25 |
Österreicher mit den meisten persönlichen Bestleistungen aufgestellt bei Großereignissen in Olympiastadien (Stab, Speer, 110 Hürden, 400 m, 1500 m). |
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Bester Speerwerfer in Olympischen Zehnkämpfen: 1. Los Angeles 1984 (76,96m), 1. Moskau 1980 (73,66m), 3. Seoul 1988 (67,04m), 7. Montreal (64,08m). |
27 |
Jeweils Punktebester am zweiten Wettkampftag der Olympischen Zehnkämpfe von Moskau 1980 und Los Angeles 1984. |
28 |
Im klassischen Fünfkampf (Weit-Speer-200-Diskus-1500) unter den Top-12 der Ewigen Weltrangliste |
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Zehnkampf-Staatsmeistertitel mit der weitesten An- und Rückreise 1986 in Dornbirn aus den USA über London und Zürich. Freitag hin und am Montag schon wieder zurück in der Vorlesung in Washington DC. |
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Er sprang in 92 Wettkämpfen im Weitsprung über 7 Meter, diese waren über 18 Jahre verteilt (1974 bis 1991). |
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2011 mit 55 Jahren im Dreisprung den ebenfalls damals 55-jährigen Ex-Weltrekordmann Willie Banks (USA) bei der Masters-WM in Sacramento 12,48m zu 12,32m bezwungen. |
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Bis dato schon 39 Medaillen bei Masters-Weltmeisterschaften und Masters-Europameisterschaften errungen. |
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Österreichs Rekordmeister im Zehnkampf mit acht Staatsmeistertiteln (1975, 1977, 1979, 1980, 1982, 1984, 1986, 1988), trotz der beinahe Gleichzeitigkeit mit der Ära des dreifachen Studentenweltmeisters Mag. Sepp Zeilbauer. |
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Reichweitenrekorde mit seinen Autos: 700.000 Kilometer mit Opel Kadett TD und seit 20.2.2020 mit VW Passat Variant PD 1.000.000 Kilometer (erster Motor, erstes Getriebe, erste Kupplung). |
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Als „Vereins-Motor“ jetzt schon sieben Mal bester österreichischer Leichtathletik-Verein (mit bis zu 70 direkt und indirekt betreuten Athleten an vier Orten) mit der 1984 von den Brüdern Werthner gegründeten und seit 2010 mit hoher Kraft betriebenen TGW Zehnkampf-Union. |
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Mit Bruder Roland ein Vierteljahrhundert Nr. 1 und 2 in der ewigen österreichischen Dreisprung-Bestenliste der Junioren (15,37 m, 15,28 m). |
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Mit Bruder Ulrich Nr.1 und 2 der ewigen ÖLV-M45-Speerwurf-Bestenliste (Ulrich 59,31 m mit 44,7 Jahren, Georg 57,35 m mit 45,2 Jahren). Daneben auch Nr.1 bei M50 und M55 (55,14m und 48,30m). |
Fotos: GEPA Pictures, Jean Pierre Durand, Robert Katzenbeißer, Privat