Deutliche Bestleistung für Lokalmatador
Recht unbeschwert startete der Pinzgauer Manuel Innerhofer, der 2018 in Graz Staatsmeisterschaftssilber in seiner damaligen persönlichen Bestleistung von 1:06:58 Stunden geholt hatte, in den Jedermannlauf 2020. „Mit dem Staatsmeistertitel im Berglauf habe ich letztes Wochenende mein großes Saisonziel erreicht. Daher hatte ich heute nichts zu verlieren und habe mich entschieden, das Tempo von Lema und Valentin mitzugehen“, erzählte der 25-Jährige nach dem Rennen. Das Risiko zahlte sich aus: Innerhofer genoss das ganze Rennen den Windschatten des Führenden Valentin Pfeil, bereits dreimal Halbmarathon-Staatsmeister, und klebte auch an dessen Fersen, als Rennfavorit Lemawork Ketema (SVS Leichtathletik) mit Beschwerden am Oberschenkel zurückfiel. „Mein Ziel war eine Medaille, im Finish konnte ich nur noch gewinnen. Mein Plan war, aus einer guten Position eingangs der Zielgerade zu attackieren und das hat gut geklappt“, erzählte der von positiven Emotionen aufgewühlte Überraschungssieger. Das Manöver funktionierte, der Oberösterreicher konnte auf den letzten Metern nicht mehr gegenhalten. Bei einer Zeit von 1:05:06 Stunden blieb die Zeitnehmung stehen, um die Siegerzeit festhalten. „Dass ich so schnell laufe, damit habe ich natürlich nicht gerechnet. Das ist weit mehr, als ich mir wünschen durfte“, strahlte der Salzburger und genoss den beachtlichsten Erfolg seiner Karriere abseits des Berglaufs.
Nur kurzer Moment der Enttäuschung für Pfeil
Das Duell Valentin Pfeil gegen einen Pinzgauer Außenseiter erinnerte sehr an die Halbmarathon-Staatsmeisterschaften von 2016, ebenfalls im Rahmen des Jedermannlauf. Vor vier Jahren hing der damals noch wenig bekannte Peter Herzog fast die gesamte Distanz im Windschatten von Pfeil, damals konnte sich der Oberösterreicher noch durchsetzen. Herzog ist heute wie Pfeil fixer Bestandteil der heimischen Marathon-Elite, Innerhofer seit Jahren Österreichs stärkster Bergläufer. Dass Pfeil erstmals bei seinem dritten Jedermannlauf-Start nicht als Sieger ins Ziel lief, störte ihn im ersten Moment schon. „So unmittelbar nach dem Rennen bin ich natürlich enttäuscht, dass ich nicht gewonnen habe. Nur kurz. Vielleicht hätte ich im letzten Viertel härter laufen müssen, aber dafür fehlen mir einfach noch zahlreiche harte Trainings nach meiner Fernsen-OP“, schilderte er. Im Grunde genommen hatte er dennoch seine Ziele erreicht: „Ich habe mich die ganze Zeit über sehr gut gefühlt, mein Fuß hat überhaupt keine Rolle gespielt. Ich habe nie auf meine Uhr geschaut und bin so locker und schnell wie möglich gelaufen. Daher war diese Leistung heute ein gutes Statement für mich“, so der 32-Jährige. Der Jedermannlauf gebe ihm ein gutes Gefühl Richtung Valencia Marathon am 6. Dezember, wo er das Olympia-Limit von 2:11:30 Stunden attackieren will.
Bronzemedaille für Roach
Nachdem der angeschlagene und letztlich fünfplatzierte Lemawork Ketema im Schlussdrittel deutlich zurückfiel, freute sich Thomas Roach (SK Rückenwind), 2019 im Rahmen des Linz Marathon Staatsmeister im Marathon, über die Bronzemedaille. Der seit sieben Jahren in Tirol lebende Brite markierte im Alter von 40 Jahren eine persönliche Bestleistung um genau eine Minute: 1:06:20 Stunden. Dass die Strecke in Salzburg sehr gute Zeiten hergab, demonstriert die Tatsache, dass angeführt vom viertplatzierten Mario Bauernfeind (KUS ÖBV Pro Team) acht Läufer, die ohne Staatsmeisterschaftsmedaille den Zielraum verließen, unter 1:09 Stunden geblieben sind – eine erstaunliche Leistungsdichte im Spitzenbereich. Sie alle landeten auf dem Stockerl von insgesamt sieben Landesmeisterschaftsentscheidungen (alle außer Tirol und Vorarlberg), die allesamt in separatem Rahmen prämiert werden, da es beim Jedermannlauf aufgrund einer Verordnung keine klassischen Siegerehrungen gab. Die idealen Laufbedingungen mit Temperaturen um 9°C. am Start, welche im Laufe des Rennens etwas anstiegen, wolkenloser Himmel über der Mozartstadt und nur ein leichter Wind aus südlichöstlicher Richtung ermöglichten diese multiplen individuellen Leistungssprünge.
Sololauf von Julia Mayer
Das Rennen der Frauen startete mit gemäßigtem Tempo. Nach etwa fünf Kilometern fasste sich Julia Mayer ein Herz und beschleunigte. Relativ rasch setzte sie sich als Solistin vom Rest des Feldes ab und lief in einer Zeit von 1:16:03 Stunden einen klaren Sieg nach Hause. „Ich bin sehr zufrieden mit diesem Sieg und, nachdem wir für die ersten fünf Kilometer rund 19 Minuten gebraucht haben, ist die Endzeit absolut in Ordnung“, bilanzierte die 27-Jährige, die ihren ersten Staatsmeistertitel im Halbmarathon in ihrem zweiten Wettkampf über diese Distanz überhaupt mit einer persönlichen Bestleistung garnierte. Zwei Wochen nach der Niederlage gegen Sandrina Illes (Union St. Pölten) bei den Österreichischen Meisterschaften im 10km-Straßenlauf setzte sie in Salzburg einen Konter. „Wenn man vor einem Ausdauertalent wie Sandrina ins Ziel kommt, ist das immer etwas Besonderes“, freute sich die Wienerin, die den äußerst respektvollen und freundschaftlichen Umgang der beiden trotz der sportlichen Rivalität betonte. Illes sicherte sich in einer Zeit von 1:18:32 Stunden die Silbermedaille, Bronze ging an Anna Pabinger (ALC Wels) in einer persönlichen Bestzeit von 1:20:41 Stunden. Illes zog ein zwiespältiges Fazit: „Die Platzierung ist super, die Zeit nicht so. Hinten raus wurde es zäh, aber aufgrund meiner Verletzung im Sommer hat mir einfach die Zeit für Halbmarathon-spezifisches Training gefehlt. Daher geht das in Ordnung.“ Auch im Spitzenfeld der Frauen gab es etliche persönliche Bestleistungen zu bestaunen.
Gelungener Lauftag in Salzburg
Der Jedermannlauf, der traditionsreiche Salzburger Stadtlauf, fand in diesem Jahr aufgrund der COVID-19-Maßnahmen mit einem deutlich kleineren Starterfeld an einem neuen Austragungsort im Volksgarten statt. Neben den beiden Staatsmeisterschaftsrennen wurde auch ein Lauf mit getrenntem Start für Hobbyläuferinnen und Hobbyläufer ausgetragen, die in Form von Einzelstarts innerhalb eines viertelstündigen Zeitfensters ins Rennen gingen. Veranstalter Johannes Langer, der die Veranstaltung in ein strenges Sicherheits- und Hygiene goss, zog ein positives Fazit: „Es war ein wunderschöner Lauftag in Salzburg. Ich habe im Ziel fast nur überglückliche Läufergesichter gesehen. Und alle haben sich vorbildlich an die speziellen Verhaltensregeln im Rahmen der Veranstaltung gehalten. Das ist sehr lobenswert.“