Europäische Dominanz über 1500m, Santos holt Gold über 400m Hürden
Wightman besiegt Ingebrigtsen – wer hätte gestern gedacht heute diesen Satz schreiben zu können. In einer der bisher größten Überraschungen dieser Meisterschaften schlägt der Brite Jake Wightman, der mit dem Sieg beim Diamond-League-Rennen in Rabat erst einen größeren Sieg feiern konnte, Olympiasieger Jakob Ingebrigtsen (NOR) und gewinnt die 1500m. Ingebrigtsen wandte seine übliche Taktik an das Rennen früh zu diktieren, um seinen Gegnern damit wieder einmal die Schneid abzukaufen. Aber Wightman war in der letzten Runde immer an der Seite des Norwegers und überholte ihn dann auf der Gegengerade. Zu jedermanns Überraschung blieb der Brite aber auch bis zum Ende an der Spitze und überquerte die Ziellinie in einer Jahresweltbestleistung von 3:29,23min. Damit ist er der erste britische Sieger über diese lange von den Insel-Läufern dominierte Distanz seit Steve Cram 1983. Dem Norweger blieb 24/100s dahinter nur Silber, Bronze ging an den Spanier Mohamed Katir, der mit 3:29,90 auch noch unter 3:30 blieb. Auch die Ränge 4 und 5 gingen an zwei Europäer, womit von einer afrikanischen Dominanz auf dieser Strecke diesmal nichts zu sehen war. Fun-Fact: Geoff Wightman, Vater des neuen Weltmeisters, ist in Eugene als Stadionsprecher aktiv und durfte den Sieg seines Sohnes live kommentieren.
Alison Dos Santos (BRA) spielte letztes Jahr bei den Olympischen Spielen hinter Karsten Warholm (NOR) und Rai Benjamin (USA) nur die dritte Geige. Zwölf Monate später ist der Brasilianer nun nach einem der schnellsten Rennes der Geschichte der neue König der 400-Meter-Hürden. Er gewann Gold in Oregon mit einem Meisterschaftsrekord und Jahresweltbestleistung von 46,29s, während Benjamin zum bereits dritten Mal WM-Silber holt. Titelverteidiger Warholm, den in den letzten Monaten eine Zerrung behinderte und der erst knapp vor der WM fit wurde, kämpfte tapfer aber erfolglos. Er lag bis Halbzeit des Rennens mit 21,50s in Führung, war damit sogar schneller als bei seinem Sieg in Tokio, auf der Zielgerade fiel er aber zurück und belegte nur Rang sieben. So ging Bronze an den US-Amerikaner Trevor Bassitt, der mit neuer PB von 47,39s die schnellste Zeit, die je bei einer WM für Bronze notwendig war, erzielte. Der Franzose Wilfried Happio belegte mit 47,41s (PB) den vierten Platz und war damit schneller als Warholms Siegeszeit in Doha vor drei Jahren. Damit hätte er auch 14 der letzten 17 Weltmeisterschaften gewonnen, heute hat es aber nicht einmal für eine Medaille gereicht.
Hochklassiger und spannender Hochsprung an Patterson
Die Italienerin Elena Vallortigara hatte bis einschließlich 2,00m keinen Fehlversuch und führte somit die Wertung an. Aber mit der Überquerung der Latte bei 2,02m gleich im ersten Versuch übernahm die Australierin Eleanor Patterson die Führung, sie stellte damit auch neuen Kontinentalrekord auf. Die ukrainische Hallenweltmeisterin Yaroslava Mahuchikh schaffte es ebenfalls über 2,02m, wenn auch erst bei ihrem zweiten Versuch, um so auf die Silbermedaillenposition vorzurücken. Vallortigara hingegen konnte diese Höhe nicht überwinden und holte sich so die Bronzemedaille. 2,04m war dann für alle Teilnehmerinnen eine unüberwindbare Hürde, womit der Endstand gegeben war. Keine Rolle spielte heute Olympia-Silbermedaillengewinnerin Nicola Olyslagers (AUS), die mit 1,96m nur auf Rang 5 kam.
Vorkämpfe Frauen
400m Hürden Vorläufe: Die drei olympischen Medaillengewinnerinnen gewannen alle ihre jeweiligen Vorläufe mit Leichtigkeit und erzielten die schnellsten Zeiten der Vorrunde. Weltrekordhalterin Sydney McLaughlin (USA) gewann in 53,95s, Titelverteidigerin Dalilah Muhamad (USA) lief 54,45s und Femke Bol aus den Niederlanden war mit 53,90s die schnellste ihres Laufes und des Tages.
200m Semifinali: 3x Jamaika, 2x USA und je einmal Niger, GBR und Schweiz, so lautet die Zusammenstellung des Finales. Shericka Jackson (JAM) beeindruckte mit einer Zeit von 21,67s (2,0), die im ersten Halbfinale fast zu leicht aussahen. Ihre jamaikanische Teamkollegin Elaine Thomson-Herah, die Olympiasiegerin, stand im zweiten Halbfinale, wurde aber in einem hart umkämpften Lauf auf den letzten Metern noch auf den dritten Platz verwiesen, stieg aber über die Zeitregel auf. Die US-Amerikanerin Tamara Clark gewann diesen Heat in 21,95s (1,4) hauchdünn vor Titelverteidigerin Dina Asher-Smith (GBR). Shelly-Ann Fraser-Pryce (JAM), die 100-m-Weltmeisterin, gewann das dritte und letzte Halbfinale in 21,82s (-0,1), 60-m-Hallenweltmeisterin Mujinga Kambundji erzielte mit 22,05s (2,0) neuen Schweizer Rekord.
Vorkämpfe Männer
200m Semifinali: Es wird ein extrem schnelles Finale werden, da sind sich alle Experten bereits jetzt einig, denn die Zeiten im 200-Meter-Halbfinale der Männer waren genauso großartig wie jene bei den Frauen. Noah Lyles raste zu 19,62s (1,1), eine Zeit, die in der Geschichte der Weltmeisterschaften nur von Usain Bolt unterboten wurde. Teamkollege Erriyon Knighton holte sich das dritte Halbfinale mit U20-Weltrekord von 19,77s (0,3), und Alexander Ogando – Teil des goldenen 4x400m-Mix-Teams der Dominikanischen Republik – gewann sein Halbfinale wie schon gestern wiederum mit einem nationalen Rekord von 19,91s (-0,1). Mit Kenny Bednarek (USA), Jereem Richards (TTO) und Joseph Fahnbulleh (LBR) blieben noch weitere drei Sprinter unter 20 Sekunden und zogen ins Finale ein. Ausgeschieden hingegen 100-m-Weltmeister Fred Kerley (USA), der einen Krampf hatte und nur auf 20,68s kam.
Die USA führen die Medaillentabelle mit 6x Gold / 5x Silber / 7x Bronze weiterhin an.
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- Donnerstag, 21. Juli, 09:15 – 13:15 Uhr: Tag 6
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- Samstag, 23. Juli, 09:00 – 13:00 Uhr: Tag 8
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Fotos: © Getty Images for World Athletics