McLaughlin beschert Eugene den ersten Weltrekord
In einem denkwürdigen Rennen produzierte Olympiasiegerin Sydney McLaughlin einen 50,68s-Lauf, um die 400-Meter-Hürden mit Riesen-Vorsprung zu gewinnen und 100.000 USD Weltrekord-Bonus zu kassieren. Damit brach sie auch ihren eigenen Weltrekord, den sie Anfang dieses Jahres erst aufgestellt hatte, deutlich. Dieser Sprung um 0,73s von 51,41s auf 50,68s ist die größte einzelne Verbesserung eines Frauen-Weltrekords über 400 m Hürden seit 1977, als Tatyana Storozheva den allerersten Weltrekord (56,51s) mit 55,74s brach. Es war der insgesamt 33. Weltrekord, der im Rahmen der bislang 18 Weltmeisterschaften aufgestellt wurde.
Vor drei Jahren lag der Weltrekord über 400 m Hürden noch bei 52,34s, diese Marke stand 16 Jahre lang. Diese Zeit liegt jetzt nur noch auf Platz 14 der ewigen Bestenliste, der Weltrekord ist aktuell um fast zwei Sekunden schneller, diese Disziplin hat in den letzten Jahren eine enorme Dynamik bekommen. Erst 1974 wurden erstmals 51 Sekunden über 400-Meter der Frauen gebrochen, jetzt wurde diese Schallmauer auch über die 400-Meter-Hürden unterboten.
Deutlich hinter McLaughlin erreichte die Olympia-Dritte Femke Bol (NED) mit 52,27s Silber, Titelverteidigerin Dalilah Muhammad (USA) holte Bronze – ihre bereits vierte WM-Medaille über diese Strecke – in Saisonbestzeit von 53,13s. Die US-Athletinnen belegten vier der ersten fünf Plätze, Shamier Little wurde Vierte (53,76s) und Britton Wilson wurde Fünfte (54,02s).
"Ich muss nur herausfinden welche Barrieren durchbrochen werden können. Von hier aus werde ich nur noch schneller. Ich habe das Rennen so durchgeführt, wie es Trainer Bobby von mir wollte. Ich muss mit meinem Trainer über unser nächstes Ziel sprechen", sagte Sydney McLaughlin nach ihrem Traumlauf.
Endlich 400m-Gold für Miller-Uibo, Barber verteidigt Speer-Titel
Nach Silber im Jahr 2015, einem vierten Platz im Jahr 2017 und einer weiteren Silbermedaille im Jahr 2019 gewann Shaunae Miller-Uibo (BAH) endlich ihren ersten Outdoor-Weltmeistertitel. Die zweifache Olympiasiegerin teilte sich ihr Rennen perfekt ein um Gold in Jahresweltbestleistung von 49,11s zu holen. Wie schon letztes Jahr in Tokio wurde Marileidy Paulino (DOM) mit 49,60s Zweite hinter der neuen Weltmeisterin. Als Dritte gewann Sada Williams als erste Frau aus Barbados eine WM-Medaille und holt Bronze mit nationalem Rekord von 49,75s.
Alles, was es manchmal braucht, ist nur ein großer Wurf. Genau das hat Kelsey-Lee Barber heute produziert, um ihren Weltmeistertitel im Speerwurf als erste Athletin der Geschichte erfolgreich zu verteidigen. Die Australierin katapultierte ihren Speer in Runde drei auf die neue Jahresweltbestleistung von 66,91m, um souverän in Führung zu gehen. Aber erst in den letzten Runden wurde der Wettbewerb, der wieder lange unter sehr störendem Gegenwind gelitten hatte, richtig spannend. Chinas Olympiasiegerin Liu Shiying warf 63,25m und rückte damit vor die Australierin McKenzie Little (63,22 m) auf den zweiten Platz vor. Die Japanerin Haruka Kitaguchi, erst kürzlich Siegerin beim Austrian Top Meeting in Linz, verdrängte Liu und Little mit ihrem Wurf von 63,27m in der letzten Runde in der Hackordnung, was sie auf den zweiten Platz und damit zur ersten Medaille für Japan in einem Nicht-Langstrecken-Bewerb brachte. Doch nur wenige Sekunden später rücken sie allesamt einen Rang nach hinten, als der US-Amerikanerin Kara Winger – die an ihrer bereits sechsten Weltmeisterschaft teilnahm und bislang ohne Medaille geblieben war– in der letzten Runde einen Wurf von 64,05 m gelang, um sich damit Silber zu sichern.
Garcia-Leon erste Doppelweltmeister in Oregon, Norman hat nun seinen ersehnten Titel
Die Peruanerin Kimberly Garcia-Leon gewann den allerersten 35-km-Gehbewerb, der jemals bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften ausgetragen wurde. Eine Woche nachdem sie sich Gold beim 20-km-Wettkampf der Frauen gesichert hatte, siegte sie wiederum vor der Polin Katarzyna Zdzieblo und der Chinesin Qieyang Shijie. Die 28-Jährige aus Huancayo ist damit die erste Athletin mit Doppel-Gold im Gehen bei einer globalen Meisterschaft seit dem großen polnischen Geher Robert Korzeniowski, der die 20-km- und 50-km-Bewerbe der Männer bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney gewinnen konnte.
Wie bei den 20-km ging Garcia-Leon früh an die Spitze und blieb dort bis zum Ziel, bis zur Hälfte wurde sie aber von der Polin begleitet. Die Peruanerin überquerte die Ziellinie in südamerikanischem Rekord von 2:39:16, vier Minuten unter ihrer bisherigen Bestzeit und die drittschnellste Marke aller Zeiten. Zdzieblo finishte in 2:40:03 und die chinesische Olympiasiegerin von 2012 holte, praktisch das ganze Rennen alleine gehend, Bronze mit Asien-Rekord von 2:40:37.
Nachdem der große Favorit Michael Norman (USA) 2019 bei der WM in Doha das Finale verpasste und bei den Olympischen Spielen im letzten Jahr ohne Medaille blieb, landete er jetzt endlich seinen ersten großen Sieg und damit auch seinen ersten globalen 400-Meter-Titel. Es ist bereits das elfte Gold über diese Distanz für die USA. Der US-Meister gewann in 44,29s vor dem hart kämpfenden Kirani James (44,48s), der 2011 bereits Weltmeister und 2012 Olympiasieger war und jetzt wie von den olympischen Spielen auch von Weltmeisterschaften einen kompletten Medaillensatz zu Hause hat. Rang drei ging an den britischen Rekordhalter Matt Hudson-Smith in 44,66s.
Vorkämpfe Frauen
800m Semifinali: Athing Mu (USA), Keely Hodgkinson (GBR) und Raevyn Rogers (USA) – die Podiumsplatzierten letztes Jahr in Tokio – werden im 800-m-Finale in Oregon erneut aufeinandertreffen, nachdem sie aus den Halbfinali aufgestiegen sind. Mu lief die schnellste Zeit des Tages und gewann das dritte Halbfinale in 1:58,12min vor der Äthiopierin Diribe Welteji (1:58,16min), die sich ebenfalls qualifizierte. Hodgkinson gewann das zweite Halbfinale in 1:58,51min vor Jamaikas Natoya Goule (1:58,73min), Rogers war dicht dahinter (1:58,77min) und kam über die Zeitregel weiter. Die Kenianerin Mary Moraa gewann das erste Halbfinale vor Hallenweltmeisterin Ajee Wilson (USA). Die größte Überraschung aller drei Semifinali war aber die Slowenin Anita Horvat, die ehemalige 400-m-Spezialistin und oftmalige Gegnerin von Susanne Walli erreichte in ihrer ersten Saison als 800-m-Läuferin mit einer PB von 1:59,60min ganz überraschend das Finale.
4x100m Vorläufe: Die Vorläufe der Frauen über 4x100m sind relativ ereignislos verlaufen, alles ging nach Papierform. Die drei Teams, die bei den Weltmeisterschaften 2019 und den Olympischen Spielen 2021 auf den Podestplätzen standen – Jamaika, Großbritannien und die USA – waren auch heute die schnellsten drei Staffeln. Die USA gewannen ihren Lauf mit einer Jahresweltbestleistung von 41,56s, während Großbritannien den anderen Lauf mit 41,99s gewann, deutlich vor Jamaika (42,37s). Alle drei Teams haben noch schnellere Läuferinnen, die sie dann im Finale einsetzen können. Deutschland, Spanien, Nigeria, Italien und die Schweiz sind die weiteren Qualifikanten für das Finale, wobei die Eidgenossinnen das Risiko eingingen und Mujinga Kambundji schonten, was fast ins Auge ging, gerade einmal um 2/10s lag man nach den Vorläufen auf Rang 8 knapp vor China.
Vorkämpfe Männer
Stabhochsprung Qualifikation: Die automatische Qualifikationshöhe von 5,80m musste erst gar nicht aufgelegt werden, denn es schafften genau 12 Athleten den Sprung über 5,75m Darunter waren auch alle Favoriten wie Weltrekordler Armand Duplantis (SWE), der Olympia-Silberne Lokalmatador Christopher Nilsen (USA), der Olympiasieger von 2016 Thiago Braz (BRA) und Renaud Lavillenie (FRA), der zwar schon fünf WM-Medaillen hat, aber noch keine in Gold. Er hatte auch einen heiklen Moment zu überstehen, als er seine Einstiegshöhe von 5,65m erst im dritten Versuch überqueren konnte.
4x100m Vorläufe: Das 4x100-m-Team der USA, das bei großen Championships so oft von Übergabefehlern betroffen ist, brachte den Staffelstab in seinem Lauf sicher ins Ziel und erzielte mit 37,87s die schnellste Zeit des Tages. Kein anderes Team kam unter 38 Sekunden ins Ziel, aber die nächsten fünf schnellsten Teams kamen alle aus dem zweiten Lauf, den Frankreich in 38,09s knapp vor Kanada (38,10s) gewann. Olympiasieger Italien, die Olympia-Dritten China und die WM-Dritten von 2019 Japan verpassten allesamt überraschend den Sprung ins Finale.
Die USA führen die Medaillentabelle mit 9x Gold / 7x Silber / 10x Bronze weiterhin an.
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- Samstag, 23. Juli, 09:00 – 13:00 Uhr: Tag 8
- Sonntag, 24. Juli, 12:25 – 17:00 Uhr: Tag 9
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Fotos: © Getty Images for World Athletics