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U23-EM: Innenansichten aus Espoo - Mittwoch

Foto (C) ÖLV, Herbert Winkler

Diesmal also Finnland, das „Land der tausend Seen“. Eine Untertreibung, denn in Wirklichkeit gibt es in Finnland etwa 188.000 Seen. Der Flug nach Helsinki dauert zweieinhalb Stunden, dann ist man am Finnischen Meerbusen und nur mehr 3.300 Kilometer vom Nordpol entfernt. Schon die Schönheit des Landes ist ein Wert an sich. Es hat 22 Grad Celsius, und man kann textilarm flanieren.

Espoo ist die zweitgrößte Stadt Finnlands und liegt um die Ecke der Hauptstadt. Auch hier ist viel Wasser versammelt. Allein im Stadtgebiet gibt es über 90 Seen. In Espoo ist Nokia angesiedelt. Die Firma, die ursprünglich im Holzstoffgeschäft war, gehört heute zu den größten Konzernen der Telekommunikation.

Ab morgen werden sich im Leppävaara Stadium von Espoo die besten U23-Leichtathlet/innen aus 47 Nationen Europas versammeln. Gibraltar und der Vatikanstaat fehlen. Die österreichische Mannschaft ist mit einem großen Aufgebot angereist. Es sind Routiniers genauso dabei wie Neulinge. Sieben Athletinnen und vier Athleten gehören zu den Evergreens der Runde. Sie waren schon 2018 bei den U18-Europameisterschaften in Györ dabei und haben sich seither linear weiterentwickelt. Lena Pressler und Chiara-Belinda Schuler waren in Ungarn auf dem Podest und gehören auch in Finnland zu den großen Hoffnungsträgerinnen.

Wir haben in Helsinki ein feines Hotel bezogen, in dem auch die großen Teams aus Frankreich, Polen und der Schweiz wohnen. Das Gewusel beim Frühstück war gewaltig. Bienenstock nichts dagegen. Der Hafen vor dem Hotel hat Körpergeruch und riecht faulig. Doch die Sonne deckt alles zu. Sie steht falten- und wolkenlos am Himmel.

Heute wurde das Stadion besichtigt, die Laufbahn getestet und das letzte Training absolviert. Im Medienbereich werden bereits die Kabeln verlegt. In allen Ecken des Stadions gibt es Kameras, mit denen der Welt der Leichtathletiknachwuchs Europas präsentiert wird. Die „Stars of tomorrow“ gehen ab morgen mit einem Rucksack voll Hoffnung, einer Portion Neugier und einer Menge Respekt in die Wettkämpfe.

Das Gastgeberland gehört mit 5,5 Mio. Einwohnern zu den am dünnsten besiedelten Ländern Europas. Ein Mekka für Eremiten und weltabgewandte Menschen. Trotzdem Finnland bevölkerungsärmer als Österreich ist, spielt das Land im Reigen der Leichtathletik in der Superliga mit. Bei der heurigen Team-EM in Polen belegte Finnland den 11. von 16 Plätzen. Bei U23-Europameisterschaften räumte Finnland bisher 43 Medaillen ab, davon waren acht Goldene. Den U23-Europarekord im Hammerwerfen hält auch ein Finne. Olli-Pekka Karjalainen schleuderte 2002 das Gerät auf 81,70 Meter und wurde 2006 Europameister.

Im Medaillenspiegel der europäischen Junioren finden sich auch Rekorde aus den 1970er- und 1980er-Jahren, die außerplanetarisch anmuten. Die Rekordlerinnen kamen durchwegs aus der ehemaligen DDR, und die Leistungen sind mutmaßlich nicht nach dem sportlichen Reinheitsgebot erzielt worden.

Österreich spielt im Medaillenreigen der U23-Championships durchaus mit. Günther Weidlinger und Martin Pröll waren 1999 und 2003 eine Macht auf der Hindernisstrecke und standen auf dem Siegespodest ganz oben. Günther hält noch heute mit 8:10,83 min den europäischen U23-Rekord, und Martin ist Inhaber des Championship-Rekords mit 8:25,86 min. 2017 gewann Verena Preiner die Silbermedaille im Fünfkampf und auch Ivona Dadic, Linda Horvath und Veronika Watzek brachten Bronzemedaillen im Siebenkampf, Hochsprung und Diskuswerfen nach Hause.

Bereits heute wurde ein österreichischer Medical- und Therapie-Raum eingerichtet. Ein Logenplatz zum Entspannen und Lockern. Jan Siart-Jantzen, Astrid Sugg und Andreas Klima sind gut beschäftigt. Sie bügeln widerborstige Sehnen in die richtige Richtung und verwandeln müde Muskelfasern in springlebendige Myozyten.

Morgen, bald nach dem Frühstücksfernsehen, geht es los. Die Early Birds sind Chiara-Belinda Schuler und Noel Waroschitz. Chiara beginnt das All-inclusiv-Menü des Siebenkampfes mit dem Hürdenlauf, und Noel ist für den 100-m-Lauf gebucht,

Ich werde dabei sein und  von den inneren und äußeren Ereignissen berichten. Bleiben Sie dran.

Herbert Winkler

11/07/23 16:02, Text: Clara Baudis


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